Body-Positivity

Nicht perfekt? Na und!

Sich so schön finden, wie man ist – das ist der Grundsatz der Body-Positivity-Bewegung. Aber ist Schönheit nicht Ansichtssache und ein veraltetes Ideal, das gar nicht einen so hohen Stellenwert in unserem Denken verdient hat? Wir finden: Es gibt in jedem Fall Redebedarf – und zwar mit uns selbst!

Auf immer mehr Plakaten, in Anzeigen und TV-Werbung sehen wir realistische Darstellungen von natürlichen Menschen anstelle makelloser Models, deren Aussehen wir sowieso nie erreichen können. Zu verdanken ist dieser Wandel unter anderem den Verfechtern der Body-Positivity-Bewegung – der Anschauung, dass niemand perfekt und deshalb jeder auf seine Weise schön ist. Eigentlich kein Wunder: Als Verbraucher möchten wir lieber Menschen sehen, denen wir im Alltag begegnen und mit denen wir uns identifizieren können, statt weltfremden Utopien nachzueifern, die im Grunde nur Schein sind. Denn den Großteil der vermeintlichen Model-Perfektion leisten nicht Fitnessstudio und Ernährung, sondern Make-Up und Bildbearbeitung.

Doch die Grundsätze von Body Positivity auf sein eigenes Körpergefühl zu übertragen, ist nicht immer so einfach. Sätze wie „Fühl dich wohl in deiner Haut“ oder „Liebe deinen Körper“ sind leichter gesagt als getan. Wie können wir uns also selbst davon überzeugen, dass wir genau richtig sind?

Füllige Frau in Sportkleidung

Selbstliebe ist ein Prozess

Klar sein muss: Das Umdenken gelingt nicht von heute auf morgen. Oft sind Selbstzweifel oder scheinbare Unzulänglichkeiten über Jahre gewachsen und so tief verinnerlicht, dass wir sie nicht einfach ablegen können. Außerdem gibt es kein allgemeingültiges Rezept, das bei jedem funktioniert. Viel mehr liegen individuell unterschiedliche Schwerpunkte vor, die zum inneren Konflikt führen. So ist zum Beispiel nicht immer nur das Gewicht ausschlaggebend, um ein Gefühl der Minderwertigkeit zu entwickeln, sondern es existieren auch zahlreiche andere Vorstellungen, welche angeblich nicht dem Schönheitsideal entsprechen. Und hier zeigt sich schon das erste Problem: Wie alle Trends unterliegen auch Schönheitsideale dem Wandel der Zeit und ändern sich im Laufe der Geschichte. Galten im Mittelalter wohlgenährte Körper als erstrebenswertes Ziel, um Reichtum und Überfluss auszustrahlen, gilt heute eher eine junge, schlanke und muskulöse Figur als Zeichen des Erfolgs. Dazu kommt, dass der Körper sich im Laufe des Lebens ohnehin verändert und zu einem späteren Zeitpunkt den vorherigen Idealen nicht mehr entsprechen kann – sei es durch den Alterungsprozess, eine Schwangerschaft oder Krankheit. Das Beste, das wir also tun können, ist uns zu akzeptieren und ein positives Verhältnis zu uns selbst einzunehmen, statt uns permanent selbst schlechtzureden.

Body Neutrality – der erste Schritt zum neuen Ich?

Auf dem Weg zu Selbstliebe ist die Akzeptanz des eigenen Körpers eine wichtige Basis. Trotz allem ist es nicht jedermanns/-fraus Sache, in die Welt herauszurufen, wie sehr man sich selbst mag. Denn bei vielen Menschen ist dies einfach nicht der Fall und scheint auch erst einmal unerreichbar zu sein. Hier kann „Body Neutrality“ helfen. Was ist damit gemeint? Dass wir das Recht auf Schönheit nicht nur jedem gönnen, sondern deren Stellenwert generell hinterfragen. Denn wenn neben bestimmten Idealen auch Schönheit an sich eine geringere Bedeutung erfährt, brauchen wir uns damit nicht ständig auseinanderzusetzen. Daher lautet der Grundsatz der Body-Neutrality-Bewegung: Sei deinem Körper gegenüber neutral und mache ihn nicht zum alles bestimmenden Thema. Niemand fühlt sich jeden Tag wohl und glücklich in seinem Körper, aber jeder kann versuchen, sich nicht ständig selbst zu kritisieren und damit runterzuziehen. Hilfreich kann dabei sein, sich selbst Komplimente zu machen und weniger auf andere zu schauen. Denn vor allem der Vergleich mit angeblich perfekteren Menschen führt oft zur Einbildung von Unzulänglichkeiten.

Keine reine Frauensache!

Wer übrigens glaubt, nur Frauen würden unter falschen Erwartungen an den eigenen Körper leiden, liegt falsch! Zwar scheint der Druck nicht ganz so hoch und ein Bäuchlein oder Haarausfall ist eher akzeptiert, aber auch bei Männern steigt der Wunsch nach Normalisierung des Idealbildes. Denn wo bei der Darstellung des weiblichen Körpers in der Öffentlichkeit bereits viele Fortschritte gemacht wurden, strahlen uns von Reklametafeln noch immer fast ausschließlich große, muskulöse Männer mit breiten Schultern und Sixpack an. Auch in Film und Fernsehen trifft man eher selten auf kleine, dünne oder übergewichtige Männer – ein untrainierter „Bachelor“ oder James Bond? Undenkbar! Paradoxerweise werden gleichzeitig Männer, die mehr Aufwand für ihr Äußeres betreiben, oft als eitel oder gar „unmännlich“ angesehen. Auch diese beiden unterschiedlichen Seiten zeigen, dass der Body-Positivity-Gedanke gerade bei den Herren mehr als überfällig ist und dringend mehr Neutralisierung braucht.

Illustration Menschen mit Übergewicht
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Inspiration gesucht?

Besonders bei Instagram, eine Plattform die größtenteils auf Bilder – und damit auf das Äußere – ausgerichtet ist, findet Body Positivity als Gegenbewegung zum perfekt gestylten Image viel Resonanz:

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@bopo.boy

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Bildnachweis: Shutterstock

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