Bilder zu gestalten fördert nicht nur Kreativität, Konzentration und Geduld. Es macht auch großen Spaß und lässt uns besonders gut vom Alltag abschalten. Noch nie versucht? Wir haben Tipps, wie Sie mit ein wenig Übung schöne Kunstwerke zaubern, und geben Einblick in den Arbeitsalltag eines Profis.
Ob eine Landschaft, das eigene Haustier oder vielleicht sogar ein Portrait: Gute Zeichnungen machen sich nicht nur gut an der heimischen Wohnzimmerwand, sondern auch als Geschenk an Ihre Liebsten. Aber nicht nur das Resultat sorgt für Freude – auch der Prozess dahin kann großen Spaß machen, lässt uns die Welt mit anderen Augen sehen und ein stückweit den Alltag vergessen. Für Kinder ist das Zeichnen ein ideales Bildungsspiel. Sie entdecken dadurch Farben und Formen, lernen, wie ein bestimmtes Tier oder ein Alltagsgegenstand aussieht, und schulen dabei – genau wie Erwachsene – ihre Fantasie, Konzentration und Motorik.
Leichter gesagt als getan, denken Sie? Das stimmt natürlich. Doch mit ein bisschen Übung, Konzentration und der richtigen Technik ist selbstständiges Zeichnen gar nicht so kompliziert. Von Startschwierigkeiten sollte man sich dabei nicht entmutigen lassen. Wie bei jedem Lernprozess zeigen sich die Lernerfolge durch kontinuierliches Training. Und wenn Sie die Erstversuche aufheben, sehen Sie nicht nur die Fortschritte, sondern können vielleicht auch herzlich darüber lachen. Wir empfehlen jedem, es mal zu versuchen: Schnappen Sie sich Stift und Papier und legen Sie einfach los! Wir geben Ihnen einige Tipps, wie das Zeichnen leichter fällt.
Wer ausprobieren möchte, ob Zeichnen überhaupt das richtige Hobby ist, der kann einfach nutzen, was er zu Hause hat. Ein Collegeblock, Druckerpapier, ein Bleistift oder Kugelschreiber reichen völlig aus. Ambitionierte Zeichner und Maler können sich natürlich hochwertige Skizzenblöcke und Bleistifte in unterschiedlichen Stärken besorgen. Anfängern hilft es aber, mit weniger Skrupel auf Schmierpapier loszulegen, anstatt Sorge zu haben, teures Papier zu verschwenden.
Viele angehenden Hobbykünstler reden sich ein, nicht gut genug zu sein und trauen sich erst gar nicht anzufangen. Doch ausschließlich Übung lässt einen besser werden! Daher gilt: Einfach draufloskritzeln und weniger auf das Ergebnis achten. Verschwendet wird dabei nichts – alles dient als Übung. Und wenn Sie merken, dass Sie ein bestimmtes Motiv gut beherrschen, stellen Sie sich neuen Herausforderungen. Nur so entwickelt man seine Fertigkeiten weiter.
Suchen Sie sich ein leichtes Motiv zum Zeichnen! Das bedeutet, einfache Formen ohne viele Details, zum Beispiel eine Banane, eine Lampe, eine geometrische Grundform, wie ein Kreis, Rechteck oder Dreieck. Beginnen Sie mit einfachen Linien und steigern Sie sich nach und nach, indem Sie Räumlichkeiten, Schattierungen und Spiegelungen umsetzen. Konzentrieren Sie sich außerdem zunächst auf einzelne Motive – also lieber einem Stück Obst statt einer ganzen Obstschale.
Abzeichnen und Abpausen ist keine Schande. Denn das schult das Auge und die Motorik und lehrt, welche Proportionen – zum Beispiel bei Menschen und Tieren – zusammengehören. Suchen Sie sich daher Illustrationen oder Fotos von gezeichneten Bildern im Internet und versuchen Sie, diese möglichst originalgetreu abzuzeichnen. Ein einfacher Trick ist die Quadratnetzprojektion: Unterteilen Sie das ausgedruckte Bild mit Bleistift und Lineal in neun gleich große Quadrate. Dann zeichnen Sie mit ganz leichtem Druck neun Quadrate in der gewünschten Größe auf ein Blatt Papier und beginnen damit, jedes einzelne quadratische Bild für sich nachzuzeichnen. Die Linien radieren Sie zum Schluss einfach weg. So gelingt es auch, aus kleinen Vorlagen große Bilder nachzuzeichnen.
Kinder machen es vor: Ein Tannenbaum ist ein Dreieck, ein Haus ein Würfel mit Dach und eine Katze ein Wesen aus mehreren Kreisen. Das hilft beim Entwickeln von komplexeren Formen. Sie sollten daher zunächst die Details vernachlässigen und ein Motiv in Kreisen, Dreiecken und Rechtecken skizzieren. Erst danach werden die wirklichen Konturen über die Linien gezeichnet und Details eingefügt. Bei einem Gesicht sollten ebenfalls zuerst grobe Umrisse und der richtige Platz von Augen, Nasen, Mund und Ohren gefunden sein, bevor man sich an die Ausarbeitung beispielsweise der Augenpartie macht.
Auf der Webseite www.zeichnenleichtgemacht.com finden Sie kostenlose Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Motive in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.
Gerade als Anfänger neigt man dazu, die Konturen zu kräftig zu ziehen und zu versuchen, eine Form aus einer Linie heraus zu zeichnen. Gerne werden falsche Linien dann auch wegradiert. Generell gilt: Linien anfangs eher locker und dezent setzen, mehrere Linien zeichnen und die jeweils richtigen später verstärken. Wer sich Skizzen oder Videos von Profis ansieht, erkennt schnell, dass für eine Kontur mehrere Linien gezeichnet werden und die richtigen durchs Nachzeichnen und Schattieren später hervorgehoben werden.
Kugelschreiber fasst man meist recht weit unten am Stift an, um viel Druck aufs Papier zu bringen. Fürs Zeichnen ist es jedoch ratsam, den Stift weiter oben zu greifen und mit wenig Druck zu arbeiten. Dann verkrampft auch die Hand nicht. Der Daumen sollte etwas weiter oben anliegen als der Zeigefinger. Nur, wenn es um präzisere Stellen beim Zeichnen geht, können sich Daumen und Zeigefinger etwas annähern. Außerdem nimmt man sich auf diese Art nicht die Sicht aufs Papier und verhindert, sich Rücken- oder Nackenverspannungen durch eine tief gebeugte Haltung einzuhandeln.
Einsteiger sind meist zögerlich beim Schattieren. Zwar werden Schatten gesetzt, doch oft in einheitlichem Grau ohne Abstufungen. Wer sich traut, eindeutig im Schatten liegende Partien dunkel zu gestalten und im Unterschied dazu durch nur leichte Verdunkelungen Abstufungen zu schaffen, sorgt für Spannung und Tiefgang im Bild. Schauen Sie sich verschiedene Schraffurtechniken im Internet an! Denn Dreidimensionalität entsteht nur, wenn Übergänge von Hell nach Dunkel geschaffen werden und deutliche Kontraste von hellen und dunklen Stellen entstehen.
Um Bleistiftstriche beim Zeichnen nicht mit der eigenen Hand zu verwischen, legen Sie ein zweites Stück Papier unter die zeichnende Hand.
Als Kind habe ich mit Leidenschaft gezeichnet, meine Oma spricht heute noch von meinem immensen Papierverbrauch. Mir war klar, dass ich später „irgendwas mit Kunst“ machen wollte, deshalb wollte ich Künstlerin oder Kunstlehrerin werden. Später habe ich dann den Berufszweig Grafikdesign gewählt, weil ich dort so viele Dinge vereinen konnte. Für meine Kollegen habe ich Karten für etliche Anlässe gestaltet oder gezeichnet und irgendwann hat mich dann jemand gefragt, warum ich das nicht ausbaue. Instagram war damals noch nicht so bekannt, aber dort hat alles begonnen. Mit dem Projekt „One Illustration A Day“ habe ich mir meine Basis aufgebaut und von dort an nahm dann alles seinen Lauf.
In meinen Augen kann jeder zeichnen oder auch illustrieren, auch wenn derjenige denkt, er kann es nicht. Wer Spaß bei der Sache hat, ist auf dem richtigen Weg. Bei der Illustration geht es unter anderem darum, eine Idee zu vermitteln, und nicht unbedingt immer fotografisch zeichnen zu können. Man sollte sich auf keinen Fall einschüchtern lassen durch das, was andere machen, und die Frage, ob sie es besser können. Jeder findet mit der Zeit seinen eigenen Stil.
Es war tatsächlich eine lange Reise. Man kann dort sehen, wie sich mein Stil über die vergangenen fünf Jahre entwickelt hat und was ich mir selbst aufgebaut habe. Am Anfang war ich noch sehr unsicher: „Was wollen denn die Leute sehen?“, habe ich mich öfter gefragt, bis ich mich gefragt habe: „Was mache ich eigentlich am liebsten?“. Ich habe dann viele Online-Kurse belegt, um mehr über digitale und analoge Techniken von Illustration zu lernen und um zu sehen, womit ich mich am wohlsten fühle. Zwischendurch habe ich auch an Kunstmessen teilgenommen, um bekannter zu werden.
Das ist eine der schwierigsten Fragen. Am Anfang habe ich noch alles analog gezeichnet und war sehr detailverliebt, danach habe ich meine analogen Zeichnungen eingescannt und sie digital aufbereitet, um einen gewissen Effekt zu kreieren. Heute illustriere ich nur noch digital. Ich liebe es, so minimal wie möglich zu bleiben. Mit Farben und Komposition.
Ich habe ein kleines Skizzenbuch, wo ich grobe Ideen festhalte. Mit Worten oder gezeichnet. Mit diesen Ideen gehe ich dann an mein iPad, baue die Idee weiter aus und skizziere erst einmal grob vor. Dann suche ich Farbschemen, die diese unterstützen könnten und lege mir eine kleine Palette an. Von der Skizze bis zur Fertigstellung gibt es keine genaue Zeitangabe. Manchmal dauert es nur drei Stunden und manchmal sehr viel länger, weil ich ab und zu Abstand brauche und eine Pause einlege. Manchmal verändere ich kleine oder größere Sachen auch noch einmal, bis ich zufrieden bin.
Kunst, Design, Musik und Alltag inspirieren mich. Manchmal ist es nur eine Zeile aus einem Song, die ich irgendwie verbildlichen möchte. Auch Filme (zum Beispiel von Wes Anderson für Farbharmonien) regen meinen Ideenpool an. In anderen Momenten möchte ich einfach nur ein bestimmtes Gefühl vermitteln.
Manchmal, wenn ein Bild fertig ist, bin ich total zufrieden und wenige Tage danach nicht mehr. Das ist ganz unterschiedlich. Ich glaube, es liegt daran, welche emotionale Bindung ich zu dem Bild habe. „Take care of yourself“ ist eines meiner erfolgreichsten Bilder, denn die Aussage ist so unglaublich wichtig. Davon gibt es mittlerweile zwei Versionen, da sich mein Stil verändert hat. Ich mochte die erste nicht mehr und habe dann einfach eine neue illustriert. Momentan mag ich meine Sternzeichen-Illustrationen am liebsten (die limitierte Farbpalette war eine Herausforderung).
Man sollte in einer guten Stimmung zum Zeichnen sein und sich nicht gezwungen fühlen, etwas zu kreieren. Außerdem sollte man keinen Zeitdruck aufbauen und einfach den Prozess genießen. „Gut“ liegt ja immer im Auge des Betrachters und wenn man selbst zufrieden ist, ist das das Beste, was man erreichen kann.
Ein Skizzenbuch führen! So detailliert oder grob, wie ihr möchtet, und haltet eure Ideen fest. Da kann man dann jederzeit drauf zurückgreifen. Zeichnet einfach alles, was ihr seht und macht kleine Studien zu bestimmten Dingen. Jedes Medium ist erlaubt: Mit dem Bleistift kann man Fehler ausradieren, spannender ist es jedoch, wenn man mit Tinte oder einem „Ball Pen“ illustriert, denn da geht das Löschen nicht mehr. Fehler zuzulassen kann befreiend sein – es muss nicht immer alles perfekt sein!
Alle Bilder von Cloudy Thurstag sind auf ihrem gleichnamigen Instagram-Kanal zu sehen. Bestellen kann man die Werke auch über ihren Etsy-Shop.
Auf der Online-Plattform „Skillshare“ kann man Kurse zu verschiedenen Kreativthemen belegen. Viele der englischsprachigen Lern-Videos sind auch kostenlos auf YouTube abrufbar.
Bildnachweis: Shutterstock, Claudia Guse