So wollen wir arbeiten
Geht es nach der New-Work-Bewegung, gehören endlose Meetings und sterile Büros längst der Vergangenheit an. Flexibles Arbeiten und moderne Methoden in ansprechender Atmosphäre stehen im Mittelpunkt – ebenso wie die Arbeitnehmer selbst.
Nicht erst seit Corona hat sich die Arbeitswelt verändert: Im letzten Jahrzehnt gab es allein durch die sich immer schneller entwickelnde Digitalisierung zahlreiche Tendenzen hin zu einer verstärkt arbeitnehmerfreundlichen Umgebung. Unter New Work werden Arbeitsbedingungen zusammengefasst, die teilweise schon heute, vor allem aber in Zukunft gültig sein sollen. Begründer des Begriffs ist der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann, der in den 1970er und 1980er Jahren als Erster davon sprach. Doch hinter New Work steckt nicht nur ein Konzept, sondern eine Haltung: Werte wie Vertrauen, Verantwortung, Gemeinschaft und Kreativität spielen eine zentrale Rolle. Der Grundgedanke: Es geht nicht nur um Erwerb, sondern vielmehr um Selbstverwirklichung. Der Job wird zum sinnstiftenden Lebensbereich, in dem sich der Mensch entwickeln und entfalten kann. Also: kein Anpassen mehr an starre Strukturen, sondern Mitgestalten der neuen Verhältnisse. Denn wer sich voll aufgehoben fühlt, individuell gefördert und durch Eigenverantwortung gefordert wird, kann im Job sein Bestes geben, dazulernen und Lösungen finden – und damit zu unternehmerischen Zielen beitragen.
Die neue Balance heißt jetzt Blending: die Vermischung von Arbeit- und Privatleben. Das zeigt sich nicht nur beim Homeoffice, während dem wir in Windeseile zwischen Workflow und Wäschebergen wechseln können. Denn anders als früher geht es nicht um eine falsch verstandene Flexibilität auf Kosten der Freizeit – wie permanente Erreichbarkeit für die Vorgesetzten –, sondern darum, dass sich Arbeit so in das eigene Leben einfügt, dass sie zur Bereicherung wird. Es zählen nicht nur flexible Arbeitszeiten und -orte, sondern vor allem Werte wie Wertschätzung, Zugehörigkeit, Sinnhaftigkeit, Zusammenhalt und Gemeinschaft.
Eines der wichtigsten Merkmale für New Work sind die veränderten Arbeitsprozesse. Agiles Arbeiten bedeutet Flexibilität und die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu justieren, abzustimmen sowie schnelle und dennoch fundierte Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen werden nicht mehr nur von Führungskräften getroffen, sondern von denjenigen, die den besten Überblick und die nötige Expertise für ein bestimmtes Projekt haben. Auch die Funktionen innerhalb der Projektteams können wechseln, sodass die Vorgesetzte zuarbeitet, während der Berufsanfänger die Leitung übernimmt. Jeder trägt Verantwortung für seinen gewählten oder zugeordneten Bereich, die Teams organisieren sich selbst und wenden Methoden an, die in der jeweiligen Situation am besten passen. Bekannte Methoden sind beispielsweise Scrum, Design Thinking oder Kanban.
Erst Corona machte es flächendeckend möglich: Homeoffice ist heute in zahlreichen Unternehmen selbstverständlich. Digitalisierung ist plötzlich nicht mehr nice to have, sondern notwendig – ohne Videokonferenzen und Cloudspeicher wäre in den letzten zwei Jahren einiges zusammengebrochen. Flexible Arbeitszeiten oder Gleitzeit gehörten vielerorts schon vorher zum guten Ton, jetzt ist hybrides Arbeiten angesagt: Auch nach Corona wollen zahlreiche Arbeitgeber den Wechsel zwischen Homeoffice- und Bürotagen beibehalten. Die meisten Beschäftigten dürfte es freuen: Laut einer Umfrage des Softwareherstellers Slack (ein beliebtes Chatprogramm in Unternehmen), wollen rund zwei Drittel der Befragten vorzugsweise im hybriden Modell oder komplett remote arbeiten.
Und wie sieht die Arbeitswelt nach Corona aus? Das zukunftsInstitut hat einige interessante Aspekte rund um den „Megatrend New Work“ zusammengefasst: www.zukunftsinstitut.de
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