„Ti amo, du sagtest ti aaaamo“ – beim Gedanken an Italien fällt uns direkt vieles ein, was wir lieben: gutes Essen, herzliche Menschen und viel, viel Sonne. Aber warum hat es uns das Land, wo die Zitronen blühen, eigentlich so angetan? Wir gehen auf Spurensuche.
Italien verbinden wir fast durchweg mit Positivem: Zahlreiche Filme, Bücher und vielleicht sogar die ein oder andere Urlaubserinnerung vermitteln uns ein Gefühl von Leichtigkeit und Lebensfreude und zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht. Natürlich ist uns klar, dass auch in dem südeuropäischen Land nicht alles immer nur so paradiesisch ist, wie wir es aus den charmanten Vorstellungen kennen. Trotzdem scheinen die Italiener in Sachen Lebensart einiges richtig zu machen. Und die Statistik gibt ihnen recht: Mit 47 Jahren hat das Land das höchste Durchschnittsalter der Bevölkerung der EU – und liegt damit auch weltweit weit vorne.
Dazu tragen verschiedene Aspekte bei – allem voran vermutlich die Verbindung von Tradition und Moderne: Noch heute sind an vielen Orten im Land die neuesten Modetrends direkt neben den Relikten der antiken Römerzeit zu bewundern. Das ehemalige Weltreich, das sich bis nach Afrika, Großbritannien und in die Türkei erstreckte, besteht zwar heute nur noch aus 20 Regionen, doch der kulturelle Einfluss Italiens ist überall auf der Welt spürbar. Nicht wenige Errungenschaften in Kunst, Architektur und Wissenschaft stammen aus dem Land, das sich von den Alpen bis weit ins Mittelmeer erstreckt.
Am bekanntesten ist Italien wahrscheinlich jedoch für eines: die Küche. Pizza, Pasta und die verschiedenen Gemüse-, Fleisch- und Fischgerichte sind fast überall auf der Welt geschätzt und beliebt. Dazu noch den klassischen Rotwein oder einen frisch gebrühten Espresso und schon fühlen Sie sich wie auf der Piazza in Rom. Dabei ist das öffentliche Leben in Italien nicht alles: Einen hohen Stellenwert nimmt auch die Familie ein, die heutzutage meist zwar nicht mehr ganz so eng zusammenwohnt, jedoch oft noch immer füreinander da ist, wenn es darauf ankommt.
Damit hätten wir schon genügend Gründe, warum Italien als Urlaubsland so beliebt bei uns ist. Einzig Spanien mit seiner beliebten Ferieninsel Mallorca lockt jährlich noch mehr deutsche Besucher an seine Strände, in Städte und Berge. Wir haben für Sie ein paar Reisetipps und stellen Ihnen auf den folgenden Seiten Regionen des Landes vor, die Ihnen vielleicht noch nicht ganz so bekannt vorkommen. Außerdem haben wir mit einem in Deutschland lebenden Italiener gesprochen, der uns verraten hat, wo er die größten Unterschiede zwischen den beiden Ländern sieht und was er an der jeweiligen Kultur schätzt.
Gönnen Sie sich also einen Teller Pasta, öffnen Sie sich einen Chianti und schwelgen Sie in unserem Dossier im mediterranen Lebensgefühl. Wer weiß, vielleicht sind Sie schon bald tatsächlich wieder mittendrin im Dolce Vita.
Die Provinz zwischen Tirol und Trentino ist nicht nur alpin durch die Nähe der Dolomiten, sondern gleichzeitig von mediterranem Flair geprägt. Die raue, schroffe Natur in den Bergen bis hinauf zu den Gletschern im Vergleich zum bunten, südlichen Ambiente mit Weinbergen, Obstplantagen und Palmen in den tieferen Lagen fasziniert immer wieder aufs Neue. Genauso kontrastreich ist auch das Angebot an Aktivitäten: Ob Wandern, Klettern, Rafting, Paragliding oder Radfahren, lokale Spezialitäten, Entspannen in Natur- und Schwimmbädern – es ist für jeden etwas dabei. Auch kulturell hat Südtirol einiges zu bieten, wie die Reinhold-Messner-Museen oder zahlreiche Burgen und Schlösser an der Südtiroler Weinstraße. Ötzi, der Gletschermumie, können Sie in Bozen einen Besuch abstatten; in Meran verbindet der Sissi-Weg in elf Etappen das Stadtzentrum mit den Gärten von Schloss Trauttmansdorff. In Meran sollten Sie einmal vom Tappeinerweg aus, inmitten exotischer Vegetation, auf die Stadt blicken.
Nicht zuletzt sieht man die Verbindung von alpiner und mediterraner Lebensart auch auf den Tellern. Auf der Hütte kommt vor allem traditionelle Bauernkost auf den Tisch, wie Knödel, Gröstl (Pfannengericht aus Kartoffeln, Fleisch und Pilzen) oder eine ordentliche Jause (Brotzeit) mit Bauernbrot, Südtiroler Speck und lokalem oder gar auf der Hütte produziertem Käse. Abends im Restaurant stehen dann auch mediterrane Gerichte auf dem Speiseplan – und natürlich sind auch Pizza und Gnocchi mit von der Partie. Dazu noch einen leckeren Wein verkosten, der womöglich vom Weinberg nebenan stammt. Das ist einfach Genuss pur!
Die Lombardei erstreckt sich von den Alpen im Norden bis zur Po-Ebene im Süden und vom Lago Maggiore im Westen bis zum Gardasee im Osten. Hohe Berggipfel, weitläufige Täler und die berühmten oberitalienischen Seen machen die Region dabei zu einem perfekten Urlaubsziel für Wanderfreunde und Wintersportler. Aber auch für Städtetrips ist die Lombardei wegen der kurzen Anreise perfekt geeignet: Der Comer See ist sogar nur drei Autostunden von der deutschen Grenze entfernt. Neben der Modemetropole Mailand lohnt es sich definitiv auch, die etwas kleineren Städte zu besuchen. Besonders Bergamo und Brescia bieten eigentlich alles, was das Herz begehrt, sind voller Geschichte und spürbar weniger touristisch als die Hauptstadt der Region.
In der Küche der Lombardei geht es meist deftig und geschmacksintensiv zu und im Vergleich zu Mittel- und Süditalien wird neben Olivenöl auch viel Butter verwendet. Zu den Spezialitäten der Region gehören Ossobuco alla Milanese (Kalbshaxe mit Risotto), Piccata alla Milanese (Kalbsschnitzel), Busecca (Suppe) oder frischer Fisch aus den Bergseen der Lombardei.
Der Legende nach hat Gott Sardinien als Allerletztes erschaffen, und als er praktisch kein Baumaterial mehr übrig hatte, nahm er von allen Regionen der Welt etwas und warf es an der Stelle ins Mittelmeer, an der Sardinien heute wie ein Fußabdruck liegt. Und tatsächlich ist die etwa 300 Kilometer lange Insel beeindruckend vielseitig: von wilden Bergmassiven über romantische Haselnusshaine, feine Sandstrände und kristallklares Wasser, bizarr geformte Granitfelsen bis hin zu wüstenhaften Regionen und dramatischen Steilküsten. Auch die Fauna kann sich sehen lassen: Mit ein wenig Glück sind vor der Küste Delfine und im Bergland sogar Wildpferde in freier Wildbahn zu beobachten.
Wer Sardinien heute bereist, hat das Gefühl, dass sich seit der Geburt der Insel erstaunlich wenig verändert hat. Die Küste ist nicht mit Hotels bebaut, sondern in fast allen Orten wurde darauf geachtet, dass die Dorf- und Ortsstruktur erhalten blieb und sich neu angelegte Ferienwohnungen oder kleine Hotels behutsam in die Landschaft einfügen. Kulinarisch ist Sardinien wie jede Insel vom Meer geprägt: Risotto mit Meeresfrüchten (alla Pescatora), Calamari Fritti, Goldbrasse vom Grill oder sogar exotische Fischsorten wie der Barrakuda finden sich auf den Speisekarten der Restaurants. Aber die zweitgrößte Insel im Mittelmeer hat auch abseits von Fisch viel zu bieten, zum Beispiel den Pecorino Sardo – eine besonders intensive Variante des italienischen Käses aus Schafsmilch. Dazu findet man im Inselinneren köstliche Gerichte mit Wildschwein und viele weitere deftige Spezialitäten.
Tipp: Die beste Reisezeit ist Anfang Juni oder im September. Wer zeitlich je einen Tag für die An- und Abreise zur Verfügung hat, sollte unbedingt mit der Fähre anreisen. So spart man den Flug und hat das Auto direkt dabei. Außerdem wird so die Reise als solche schon zu einem echten Erlebnis.
– die toskanische Stadt der Türme gilt als mittelalterliches Manhattan.
– fünf malerische bunte Kleinstädte an der Riviera vor einzigartiger Naturkulisse.
– von dem gemütlichen Fischerort auf der Halbinsel im Golf von Neapel ist Capri nur einen Katzensprung entfernt.
Italiener lieben also zwei Dinge vor allem anderen: Essen und Familie. Aber warum haben diese beiden Bereiche einen so großen Stellenwert in der Kultur des südeuropäischen Landes?
Italien ist aus zwei einfachen Gründen für seine Küche bekannt und beliebt: Zum einen werden einfache, aber hochwertige Zutaten verarbeitet. Zum anderen laden die Gerichte und die italienische Tischkultur zum gemütlichen und ausgiebigen Schlemmen mit den Liebsten ein. Denn Essen ist hier nicht einfach nur Nahrungsaufnahme. Genießen ist die Prämisse, deswegen unterteilt sich auch im Alltag die Hauptmahlzeit, das Abendessen, in mehrere Gänge: Los geht es mit Antipasti, die sowohl kalt als auch warm sein können und überwiegend aus Gemüse bestehen. Im ersten Gang (Primo) werden kohlenhydratreiche Gerichte serviert, beispielsweise Risotto oder Pasta. Erst im zweiten Gang (Secondo) kommen dann die Proteine auf den Teller mit einem guten Stück Fleisch oder einem frischen Fisch. Zum Abschluss dürfen natürlich das Dessert (Dolci) und der Espresso (Caffè) nicht fehlen. Die Bedeutung dessen erkennt auch die UNESCO, die die italienische Tischkultur 2010 auf die Liste der immateriellen Kulturerbe der Menschheit aufgenommen hat.
Eine Trattoria ist ein kleines, familiäres Lokal, in dem Sie vor allem regionale Gerichte finden. Die Osteria ist nach dem gleichen gemütlichen und regionalen Konzept aufgebaut. Der Unterschied: Sie ist eigentlich eine Art Schenke. Der Mittelpunkt des Lokals ist also eher Wein. Früher konnte man sich sogar oft eigenes Essen mitbringen.
Übrigens: Die Birreria ist das Pendant zur Osteria, aber eben mit Bier.
Jede Familie ist unterschiedlich – wie hierzulande auch. Doch einige Gepflogenheiten sind typisch für zahlreiche italienische famiglie: Mindestens einmal am Tag wird mit allen Familienmitgliedern gespeist, meist am Abend. Das gemeinsame Essen, Erzählen und Lachen ist den Italienern heilig und trägt dazu bei, dass unter den Verwandten eine starke emotionale Bindung herrscht – selbst wenn sie nicht (mehr) zusammenwohnen. Große Familienclans unter einem Dach sind nur noch selten anzutreffen, doch gerade verwitwete Großelternteile leben oft mit Sohn, Schwiegertochter und Enkeln zusammen.
Kinder haben einen hohen Stellenwert in der italienischen Gesellschaft. Dennoch ist die Geburtenziffer im Land seit Jahren rückläufig. Italien gehört mit 1,2 Kindern pro Familie zu den Ländern mit den niedrigsten Geburtenziffern im europäischen Vergleich (Deutschland: 1,5). Ein möglicher Grund von vielen: Bambini werden in der Gesellschaft zwar hochgeschätzt. Doch von politischer Seite fehlt es an Unterstützung für Eltern. Krippen und Kindergärten für die Kleinsten sind selten und teuer – damit die Eltern arbeiten können, übernehmen häufig Omas und Opas die Kinderbetreuung.
Da wären zuallererst die Bars an jeder Ecke, in denen man morgens im Stehen das Frühstück einnimmt – einen Cappuccino oder Espresso, dazu ein mit Crema gefülltes Cornetto (ähnlich zum Croissant) – und sich dabei mit den Nachbarn oder auch ganz Fremden über das Wetter und den Fußball austauschen kann. Und natürlich, dass in meinem Heimatland praktisch von morgens bis abends über das Essen gesprochen wird: Ob Parmesan oder Pecorino zum Abendessen besser passt und wo man das Gemüse kauft, wird in Italien schnell zu einer „existenziellen“ Frage und leidenschaftlich debattiert. Ich habe erlebt, dass mein Onkel zehn Tage nicht mit seinem Schwager gesprochen hat, weil dieser es gewagt hatte, Tomaten beim falschen Gemüsehändler zu kaufen … Nachdem ich seit mittlerweile drei Jahren in Deutschland lebe, vermisse ich sogar manchmal die italienische Verwaltung. Das glauben Sie nicht? Okay, in Mailand läuft auch vieles chaotisch, aber irgendwie funktioniert es am Ende trotzdem immer. Hier in Berlin hat es wiederum Monate gedauert, bis wir uns beim Einwohnermeldeamt ummelden konnten. Die berühmte deutsche Organisation ist vielleicht nicht mehr ganz so weltmeisterlich. Was ich aber wirklich an den Deutschen liebe, ist die Ehrlichkeit und Direktheit im täglichen Miteinander und der große Wert und Raum, der Freundschaften beigemessen wird. Natürlich habe ich auch gute italienische Freunde, aber während in Italien bei Umzügen in der Regel der Onkel und Cousin helfen, greifen sich die Deutschen auch über Familiengrenzen hinweg stets unter die Arme und sind bedingungslos füreinander da. Auch guter Parmesan und konzentrierter, starker Espresso, der maximal zur Hälfte in die kleine Tasse gefüllt wird, ist in Deutschland längst keine Besonderheit mehr. Ich denke, es ist ganz einfach so, dass sich beide Länder immer mehr angleichen – und zum Glück in der Regel zum Guten.
Bildnachweis: Shutterstock: RossHelen,Shutterstock: Catarina Belova,Shutterstock: fokke baarssen,Shutterstock: Lowell Monke,Shutterstock: Olga Gavrilova,Shutterstock: Alex Tihonovs,Shutterstock: Tijana Moraca,Matteo Grasso