Stöbern Sie in unserer Reiselektüre, packen Sie Ihren Rucksack und trauen Sie sich – Sie werden es nicht bereuen! Auf eigene Faust die Welt entdecken, fernab vom Massentourismus – für viele klingt das nach einem absoluten Traumurlaub. Und doch haben einige Hemmungen, auf das Rundum-sorglos-Paket eines Pauschalurlaubs zu verzichten, den Rucksack zu packen und loszuziehen, ohne jeden Schritt im Voraus zu planen. Geht es Ihnen auch so? Vielleicht brauchen Sie nur einen kleinen Anstoß – voilà, hier ist er!
Der Weg ist das Ziel. Sie denken, das klingt platt? Gemeinsam mit meinem Freund machte ich die Erfahrung: Da ist was dran! Nachdem wir in mühevoller Eigeninitiative einen kleinen Transporter zu einem Campingbus umgebaut hatten, stand unserem lang ersehnten Urlaub nichts mehr im Weg. Es sollte eine Reise werden, wie wir sie so noch nie zuvor gemacht hatten. Ein Endziel hatten wir nicht. Einzig und allein die Idee, die französische Atlantikküste von Nord nach Süd abzufahren und stehen zu bleiben, wo es uns gerade gefällt. Hier und da ein kleines Etappenziel oder ein im Voraus ausfindig gemachter Campingplatz mit warmer Dusche – mehr Planung gab es nicht. Und genau das machte diese Reise so besonders. Wir lernten das Land und seine Leute auf eine ganz persönliche Weise kennen, fragten Einheimische nach sehenswerten Orten, ließen uns treiben und empfanden keinen Druck, zu einem speziellen Zeitpunkt an einem festgelegten Ort sein zu müssen. Drei Wochen und über 3.000 Kilometer später stand fest: Selten hatten wir uns so frei gefühlt wie in dieser Zeit.
Wie so oft im Leben ist auch das Reisen manchmal aufregender, wenn man nicht alles im Voraus durchplant. Das gilt sowohl für Fernreisen als auch für den Urlaub „um die Ecke“: Egal ob man mit dem Camper durch Frankreich streift, Thailands Nachtmärkte erkundet oder im Kanu durch schwedische Flüsse paddelt, im Vordergrund des alternativen Reisens steht es, Natur, Kultur und Bevölkerung eines Landes durch die Augen der dort lebenden Menschen zu betrachten und sich frei zu bewegen. Lassen Sie sich nicht in die Irre führen, wenn Sie Ihr Reiseziel wählen: Die Besonderheit eines Urlaubs richtet sich nicht nach der Entfernung von zu Hause! Je weiter das Reiseziel weg ist, desto aufregender und alternativer scheint der Trip. Doch vor Ort folgt oft Ernüchterung: Viele machen die Erfahrung, dass die vermeintlich einsame Traumbucht am anderen Ende der Welt letztlich ein gewöhnlicher Sandstrand am Meer ist – und dazu noch heillos überlaufen. Wer auf Pauschalurlaub verzichtet und alternativ reist, ob bei einem Roadtrip, zu Fuß oder per Flugzeug, kann Erholung und Abenteuer verbinden. Auch wenn Sie keinen Campingbus zu Hause in der Garage stehen haben, es gibt viele alternative Reiseformen, die Ihren nächsten Urlaub zu etwas ganz Besonderem machen können. Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen einige dieser Möglichkeiten vor, zeigen Ihnen außergewöhnliche Unterkünfte und geben hilfreiche Tipps. Also: Stöbern Sie in unserer Reiselektüre, packen Sie Ihren Rucksack und trauen Sie sich – Sie werden es nicht bereuen!
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
Kurt Marti, 1921–2017
Mit leichtem Gepäck Stadt und Land entdecken – kein Problem, wenn der Rucksack gut sitzt und die Hände frei sind. Hier sind unsere besten Packtipps!
Tipp: Testen Sie vorab, welcher Rucksack am besten zu Ihren Bedürfnissen passt. Wer mit Rucksack statt Koffer verreisen möchte, sollte möglichst wenig mitnehmen. Klamotten waschen können Sie überall auf der Welt!
Stressfreies Kofferpacken garantiert: Verwalten Sie mit Pack The Bag Ihre Packliste. So sind Sie optimal vorbereitet und können sich sicher sein, dass Sie nichts mehr vergessen. Kostenlos erhältlich im App Store.
Mit dem Flugzeug möglichst viel Strecke in kürzester Zeit machen? Das findet nicht jeder erstrebenswert. mio hat mit zwei Reisenden gesprochen, die besonders gemächlich unterwegs waren – der eine zu Fuß, der andere mit seinem Traktor.
Wer den 70-jährigen Werner Bach heute kennenlernt, wird kaum glauben können, dass er mal eine richtige „Couch-Potato“ war. Denn der passionierte Wanderer hat in den vergangenen zehn Jahren satte 10.000 Kilometer zurückgelegt – und zwar zu Fuß. „Früher war es für mich eine Herausforderung, nur mit den Kindern um die Ecke in den Park zu laufen“, sagt der Darmstädter. Als ihn seine Frau aber auf den Eberstädter Lauftreff aufmerksam machte, entdeckte er seinen Spaß am Nordic Walking und machte auch bald einen Trainerschein, um Kurse zu geben. „Heute würde ich am liebsten jedes Jahr auf eine Pilgerreise gehen.“ Mit dem Jakobsweg fing alles an: Werner Bach startete 2009 vor seiner Haustür in Darmstadt und legte in vier Monaten 2.700 Kilometer bis Santiago de Compostela zurück. „Damit war der Bann gebrochen“, resümiert er.
In den kommenden Jahren folgten weitere Wanderungen in Spanien, auf Pilgerwegen in Japan und auf den Spuren seiner Vorfahren hierzulande. 2013 umrundete er Deutschland: 5.000 Kilometer in neun Monaten. „Ich will niemandem etwas beweisen. Für mich ist es wichtig, innerlich zur Ruhe zu kommen“, betont der 70-Jährige. Er genießt seine Wanderungen, übernachtet in Gästezimmern, im Zelt, manchmal auch im Freien, etwa in den Dünen der Ostsee nur mit dem Sternenhimmel über sich. Natürlich kennt er auch Schmerzen und Erschöpfung, hat sich Blasen gelaufen, zähneklappernd im Zelt übernachtet und ist in Japan sogar in Taifune geraten. Das könne in diesen Situationen schon mal stressig sein, aber nach Hause zurück kehre er immer ausgeglichen und erfüllt von schönen Erlebnissen. „Man nimmt auf dem Weg alles ganz intensiv wahr. Jeder Tag bietet etwas Neues: Landschaften, Orte, Gebäude und Menschen.“ Besonders fasziniert war er von der Freundlichkeit der Menschen in Japan. „Ich konnte mich nur mit Gestik und Mimik verständigen, aber ich habe so viel Hilfsbereitschaft erlebt. Mal bekam ich Wasser und Obst geschenkt, mal wurde ich zum Übernachten in einen Tempel eingeladen.“
Jetzt im Frühjahr startet Werner Bach eine neue Tour: Er will Deutschland einmal von West nach Ost und von Süd nach Nord durchwandern – 3.200 Kilometer in fünf Monaten, samt der 2.962 Meter hohen Zugspitze.
Wer kommt denn auf so eine Idee? Diese Fragen hörten Norbert Müller und seine vier Reisekompagnons mehr als einmal, als sie 2013 zu ihrer ungewöhnlichen Fahrt aufbrachen. Die Mitglieder des Vereins Historische Landmaschinen aus dem hessischen Hofheim-Diedenbergen wollten einfach mal etwas nicht Alltägliches unternehmen. Und da die Oldtimer-Liebhaber den fahrbaren Untersatz schon hatten, wurden schnell noch Holzhütten, sogenannte Schäferwagen, auf die Anhänger gebaut und los ging die Fahrt: 1.650 Kilometer in drei Wochen, vom Heimatort bis in die Schweiz über den Gotthardpass und das Sustenhorn. „Mit den vier Traktoren und den Anhängern waren wir absolute Hingucker auf der Straße und den Campingplätzen“, berichtet Müller. Immer wieder sind sie mit Menschen ins Gespräch gekommen, wurden zum Essen eingeladen und haben von Bauern Stellplatzangebote erhalten. „Die Gastfreundschaft war unglaublich!“, erzählt Müller begeistert.
Doch nicht nur die Erlebnisse mit den Menschen waren unvergesslich: „Mit dem Traktor auf Reisen zu gehen, entschleunigt einfach. Wir konnten durchschnittlich nur zwölf Kilometer pro Stunde fahren, damit schafft man gerade mal 80 Kilometer am Tag.“ Das habe den einen oder anderen Autofahrer hinter dem Traktoren-Tross einige Nerven gekostet. Die Trecker-Truppe liebte diese Gemütlichkeit jedoch. „Du erlebst die Natur ganz anders, wenn du so langsam unterwegs bist, riechst die Blumen, die Kirschblüten, das frisch gemachte Heu der Bauern – das ist einmalig!“ Weniger gemütlich waren wiederum die Wetterbedingungen. Die fünf Hessen mussten mitten im Juli viel Regen, Wind und einstelligen Temperaturen trotzen. Auf dem Gotthard- und dem Sustenpass auf über 2.000 Meter Höhe lag Schnee. Und das Highlight? Norbert Müller überlegt. „Die Landschaft, die freundlichen Menschen – eigentlich war jeder Tag ein Highlight.“ Er würde es immer wieder tun.
Sie möchten Neues lernen, aktiv sein und spannende Menschen treffen? Was im Ausland natürlich perfekt funktioniert: Sprachen lernen! Egal ob Englisch oder Afrikaans, Spanisch oder Russisch – die Palette ist riesig. Wer bei einer Gastfamilie unterkommt, kann vollständig in die Kultur des Landes eintauchen. Anbieter von Aktiv-Sprachreisen kombinieren das Sprachenlernen mit einem Surf- oder Kochkurs.
Vielseitig sind Freiwilligenarbeit, Auslandspraktika oder Work-and-Travel-Programme: Helfen Sie mit, Meeresschildkröten vor dem Aussterben zu bewahren, packen Sie auf dem Bio-Bauernhof mit an oder unterstützen Sie Brunnenbauprojekte in Afrika. Einige Angebote sind mit Kosten verbunden, andere gewähren freie Kost und Logis.
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Austauschprogramme gibt es nicht nur für Schüler: Lassen Sie sich von Einheimischen ihr Land und ihren Alltag zeigen und begeistern Sie umgekehrt Ihre Besucher mit Ihrer Heimat. Neben beliebten Ländern wie USA, Großbritannien und Frankreich öffnen auch Familien in fernen Ländern wie Chile oder Indien ihre Türen.
Wie wäre es mit einem Aufenthalt wie zu früheren Zeiten? Das Ferienhaus „Darßer Mühle“ auf der Ostsee-Halbinsel Fischland-Darß-Zingst bietet ein gemütliches Ambiente für bis zu vier Personen, das authentisch an ein Müllerleben im 19. Jahrhundert erinnert – allerdings ohne dessen Unannehmlichkeiten.
Wer sich auf die Spuren Winnetous begeben möchte, muss dafür nicht unbedingt in die Prärie:
Im Tipi-Dorf in Neckargerach können Sie wie ein echter Indianer nächtigen. Die Anreise kann stilecht per Kanu erfolgen, da der Campingplatz direkt am Wasser gelegen ist.
Mehr dazu unter: www.kanu-bike.de
Dann kann Ihr Traum jetzt im südfranzösischen Saint-Laurent-de-Cerdans wahr werden. Dort können Sie in einem über 200 Jahre alten Kastanienbaum schlafen. In der Behausung in acht Meter Höhe haben sechs Personen Platz und können auf einer großen Terrasse unter dem raschelnden Blätterdach ausspannen.
Einmalige Übernachtungserlebnisse können Sie über „Sleeperoo“ buchen:
In einer Schlafbox übernachten Sie allein oder zu zweit an einem Ort, der nur fÜr Sie geöffnet ist. Wie wäre es in einem Möbelhaus, in einem Museum oder auf einer Dachterrasse?
Viele Reisende haben auch im Urlaub das Smartphone ständig griffbereit und schalten dadurch nie richtig ab. Einige Veranstalter bieten deshalb eine digitale Entgiftung an: ohne Internet, aber dafür in angenehmer Umgebung und mit attraktiven Beschäftigungsangeboten, etwa in einem Kloster oder auf einer abgelegenen Alm. Abenteuerfeeling bietet das Camp Breakout, nach eigenen Angaben das erste Digital-Detox-Ferienlager für Erwachsene:
Ungewöhnliche Unterkünfte, Digital Detox, individuelle Pauschalreisen & Co.
Bildnachweis: Unsplash, Lynnette Ayles, Werner Bach, Norbert Müller, Illustrationen: Claudia Guse