Körpersprache

Mehr als Worte

Dass wir auch ohne unsere Stimme viel ausdrücken können, ist bekannt. Wie aber können wir die Aussagekraft unserer Körperlichkeit für berufliches oder privates Miteinander sinnvoll nutzen und optimieren?

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Die bekannte Aussage von Paul Watzlawick gilt als Grundsatz der Kommunikationswissenschaft. Denn sobald zwei Personen miteinander in Kontakt treten, entsteht Kommunikation – wobei Worte nur eines von vielen Mitteln sind. Doch wer jetzt denkt, Körpersprache käme dem Gesprochenen bloß als unterstützende Funktion zu, täuscht. Die Wissenschaft geht sogar davon aus, dass der Inhalt der gesprochenen Worte nur zu sieben Prozent für den Gesamteindruck eines Menschen verantwortlich ist. Die Körpersprache macht hingegen 55 Prozent aus.

Verärgerte Frau

Gestik, Mimik, Körperhaltung und Habitus

Das verraten sie über uns

Gestik, Mimik, Körperhaltung und Habitus können also oft mehr verraten, als uns lieb ist. Denn wo wir die Wahl unserer Worte häufig noch kontrollieren können, ist Körpersprache in der Regel eher instinktiv – und wird auch so wahrgenommen: Für die erste Einschätzung anderer Menschen benötigen wir keine lange Reflexionszeit, sondern interpretieren das Gebaren des Gegenübers unmittelbar für uns. Das passiert oft in Sekunden, weshalb der berühmte erste Eindruck so wichtig ist. Obwohl viele Gesten kulturell geprägt sind und mitunter individuell unterschiedlich aufgefasst werden können, gibt es auch Zeichen, die universell verständlich sind und uns die Gefühlslage des Gegenübers verraten: Bestimmte Gesichtsausdrücke oder Körperhaltungen vermitteln uns oft in Sekunden, ob eine Person beispielsweise heiter, traurig, wütend oder ängstlich ist.

Mann mit fragender Geste

Körper lügen nie

Tatsächlich macht dieser Instinktcharakter der Körpersprache es uns schwer, nicht die Wahrheit zu sagen. Manche Experten behaupten sogar, dass Lügen mittels Körpersprache faktisch unmöglich ist. Fachleute können dies genau analysieren – was auch ein gern genutztes Mittel von Ermittlern ist: Nicht selten sind Täter anhand des Gesamteindrucks einer Person überführt worden. Dass schon kleinste Körperbewegungen verraten können, ob wir die Wahrheit sagen, können Sie selbst mit einem kleinen Spiel ausprobieren: Nennen Sie einer anderen Person drei Aussagen über sich selbst – wovon eine falsch ist. Sie werden überrascht sein, wie schnell Ihr Gegenüber Sie entlarven kann.

Dass die Körpersprache meist die Wahrheit spricht, heißt jedoch nicht, dass wir sie nicht beeinflussen können. Vor allem, wenn wir es nicht gerade mit einem Spezialermittler zu tun haben, können wir durch den bewussten Einsatz unseres Körpers bestimmte Ziele erreichen oder diese unterstützen. Achten Sie in Zukunft einmal auf Gesten von Politikern: Sie werden feststellen, wie sehr hier die Körpersprache zur Überzeugung eingesetzt wird.

Was gilt es zu beachten?

Bevor wir verstehen, inwiefern wir unsere Körpersprache beeinflussen können, müssen wir uns zunächst klarmachen, dass sie sich in zwei Arten der Signale aufteilt: unbewusste und bewusste Signale.

Unbewusst sind alle Gesten, mit denen der Körper auf Situationen, Gefühle oder ein Gegenüber reagiert. Als Reaktion sind sie in besonderem Maße instinktiv, vor allem bei unerwarteten Ereignissen können wir sie so gut wie nicht kontrollieren: Kaum jemandem wird es gelingen, bei einer freudigen Überraschung oder unverhofft schlechten Nachricht seine Gefühle nicht entsprechend zu offenbaren. Dies gilt aber auch für andauernde Zustände wie Scham, Angst, Aufregung, Langeweile oder Enthusiasmus. Da diese Reaktionen Ausdruck innerer oder äußerer Zustände sind, sind sie dem Gefühl nachgeschaltet und wir bemerken sie – wenn überhaupt – erst, wenn sie sich bereits (auch anderen) gezeigt haben.

Bewusste Signale des Körpers sind angelernte Fähigkeiten, die uns beigebracht wurden, die wir von anderen übernommen oder selbst im Miteinander gelernt haben: zum Beispiel ein Anlächeln, eine gerade Sitzhaltung, aber auch festgelegte Gesten wie Kopfschütteln oder Nicken. Diesen Teil der Körpersprache können wir bei uns und anderen beobachten, interpretieren und optimieren.

So setzen Sie Ihre Körpersprache gekonnt ein

Rückgrat zeigen

Eine gute Körperhaltung ist nicht nur gut für die Gesundheit: Ein gerader Rücken zeigt auch, dass sie aufmerksam und – im wahrsten Sinne – aufrichtig sind. Dabei sollten beiden Füße fest auf dem Boden stehen und die Schultern leicht nach hinten gezogen sein. Damit Sie nicht zu steif wirken, kann es vor einem wichtigen Vorstellunggespräch oder Date helfen, die Schultern auszuschütteln oder sich vorzustellen, man würde am Scheitel nach oben gezogen werden.

Menschen unterhalten sich

Wohin mit den Händen?

Unsere Arme und Hände sind von allen Körperteilen vermutlich am meisten im Einsatz. Doch wohin mit ihnen, wenn wir gerade nicht schreiben, tippen oder etwas tragen? Gerade wenn wir stehen, wissen wir oft nicht, was die beste Pose ist. Arme verschränken, Hände in die Hüfte stemmen oder in die Taschen stecken kann negativ aufgenommen werden. Doch sie einfach schlaff herunterhängen lassen, fühlt sich für viele Menschen auch seltsam an. Hier kann es hilfreich sein, einen kleinen Gegenstand (Stift, Glas, Notizbuch) in den Händen zu halten. Doch Vorsicht: Egal ob mit leeren Händen oder einem Hilfsmittel, zu viel Herumspielen sollten Sie lieber vermeiden.

Aufmerksamkeit zeigen

Egal mit wem oder worüber wir sprechen – wenn wir uns bewusst Zeit nehmen und den anderen fokussiert ansprechen, kommen wir schneller an unser Ziel. Wenden Sie sich also beim Sprechen auch mit dem Körper vollkommen an Ihr Gegenüber. Schauen Sie ihm in die Augen und drehen Sie sich mit ihrem ganzen Körper zu ihm hin, sodass er Nase und Nabel (theoretisch) sehen kann. So fühlt er sich ernstgenommen und wertgeschätzt und die Reaktion wird entsprechend positiver ausfallen als bei einem flüchtigen Zurufen über die Schulter.

Schwachstellen erkennen

Beobachten Sie sich selbst. Was fällt Ihnen im Moment oder im Nachhinein auf, das sie verbessern könnten? Beziehen Sie auch gerne andere mit ein. Spiegelt Ihr Äußeres Ihre innere Verfassung wider? Oder werden Sie anders eingeschätzt, als Sie sich eigentlich fühlen? Dann ist es höchste Zeit, etwas an Ihrer Körpersprache zu ändern. Selbst wenn Sie sich anfangs zu einer bestimmten Haltung zwingen müssen – es wird Ihnen mit der Zeit immer leichter fallen.

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