Wann haben Sie zuletzt eine handgeschriebene Nachricht erhalten? Oder eine aufwendig kreierte Einladung? Über Selbstgemachtes freuen wir uns in aller Regel immer – das gilt auch für das geschriebene Wort! Handlettering macht aus der Schrift ein Kunstwerk, und jeder kann es lernen. Die Handarbeitstechnik erfordert lediglich ein wenig Geduld und Konzentration. Nutzen Sie Handlettering, um Ruhe zu finden und anderen eine Freude zu machen. Wir verraten Ihnen alles, was Sie dafür brauchen und wissen müssen!
Das Schönste am Handlettering ist, dass Ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt sind! Sie können verschiedene Schrifttypen ausprobieren, beliebig miteinander kombinieren und Ihren ganz persönlichen Stil entwickeln. Dabei müssen nicht nur Buchstaben auf dem Papier landen. Verzieren Sie den Schriftzug doch mit schönen Ornamenten oder farbigen Hintergründen. Erlaubt ist alles, was Freude bereitet!
Die Kunst der malerischen Schrift bedeutet aber auch eine kleine Entschleunigung für Ihr Leben. Denn um besonders gleichmäßige Buchstaben zu erzeugen, sind Ruhe und Übung gefragt. Gönnen Sie sich eine Auszeit vom hektischen Alltag und konzentrieren Sie sich voll und ganz auf das, was Sie gern erschaffen möchten.
Briefe | Gruß- und Postkarten | Taschen und Beutel |
Poster | Lieblingszitat für die Wand | Menütafeln in Cafés |
Einladungen | Willkommensschild | Werbebotschaften |
Prinzipiell können Sie mit jedem Stift und auf jeder Oberfläche Handlettering betreiben. Probieren Sie sich aus und kreieren Sie Ihre eigenen Schriftstile. Da es aber gerade am Anfang hilfreich ist, die verschiedenen Arten des Handletterings zu kennen, stellen wir sie im Folgenden vor:
Die falsche Kalligraphie imitiert den Stil des Brushletterings, ohne dass tatsächlich ein Pinsel verwendet wird. Dabei darf das kleine Wörtchen „falsch“ (faux) nicht wertend verstanden werden, denn es deutet lediglich auf die Imitation hin. Faux Calligraphy erzeugt mit Finelinern und Filzstiften die dynamischen Strichstärken eines Pinsels. So können Sie auch mit festen Stiften lebhafte Handletterings erstellen.
Faux Calligprahy in drei einfachen Schritten:
Ja, die liebe trockene Theorie, die darf auch hier nicht fehlen. Ein bisschen Basiswissen zur Typografie kann Ihnen ein gutes Stück weiterhelfen. Damit stolpern Sie zukünftig nicht länger über häufig verwendete Begriffe, wenn Sie sich weiter zum Handlettering belesen, und erfahren praktische Hilfestellungen für die perfekten Buchstaben.
Abstrich: ein nach unten geführter Strich | Anstrich: verjüngter Strichansatz | Majuskel: Großbuchstabe, auch Versalie |
Aufstrich: ein nach oben geführter Strich | Endstrich: verjüngtes Strichende | Minuskel: Kleinbuchstabe, auch Gemeine |
Serife: häkchenartige Enden, auch als Halbserife | Stamm: auch genannt vertikaler Grundstrich, senkrechte und stärkste Linie | Punze: vollständig umschlossener Bereich; z. B. die Innenfläche vom O |
Die kleinen Verzierungen, die sich zum Teil an die Buchstaben schmiegen, sind ein wichtiger Bestandteil der Typografie-Grundlagen. Sie dienen der Klassifizierung der Schriftarten in jene mit Serifen und jene ohne, genannt serifenlos, Groteske oder Sans Serif. Darüber hinaus erhöhen sie die Lesbarkeit in Textblöcken, denn sie leiten das Auge zum nächsten Buchstaben.
Im Handlettering können Sie Serifen wunderbar als gekonnte Dekoration einsetzen. Malen Sie beim An- und Abstrich kleine, quer zur eigentlichen Strichrichtung verlaufende Strichlein. Es gibt diverse Arten von Serifen; sie können schräg oder gerade sitzen und kommen in unterschiedlichen Stärken und Formen daher. Experimentieren Sie!
Verspielte Schriftarten sind unter anderem:
Geradliniger wirken dagegen:
Für das Handlettering eignen sich nicht nur verschnörkelte Fonts, die an Pinselstriche erinnern, sondern auch schlanke Großbuchstaben im Jugendstil oder ein markanter Industrial-Look. Um Sprüche aufzulockern oder einzelne Worte zu betonen, mischen Sie unterschiedliche Schriftarten.
Die drei Beziehungen der Schriftarten:
Punkt 1 und 2 sind die Kombinationen, die Sie erreichen möchten. Eine Übereinstimmung nach dem ersten Punkt zu erhalten, ist besonders leicht, indem Sie sich auf eine Schriftart festlegen. Nutzen Sie zum Beispiel bei einem Wort Serifen, um es zu unterstreichen. Schreiben Sie die Buchstaben mal größer, mal geneigter. Der zweite Punkt, eine ausgewogene Gegensätzlichkeit, beruht auf Ausprobieren und Erfahrung. Seien Sie mutig und versuchen Sie sich an starken Gegensätzen, wie etwa die geradlinige Versalienschrift Diplomata von Eduardo Tunni und die zarte Handschrift Mr Dafoe von Sudtipos.
Die Qual der Wahl. Welchen Stift Sie verwenden, hängt im Grunde davon ab, welchen Stil Sie mit der Schrift Ihres Handletterings erzeugen möchten.
Mit Finelinern und dünnen Filzstiften erhalten Sie haarfeine Linien. Allerdings müssen Sie für dickere Striche entweder zu Filzstiften mit breiter Spitze greifen oder die Linien im Stile von Faux Calligraphy auffüllen.
Die weiche Spitze eines Kalligrafie-Pinselstifts oder Brush-Pens ist drucksensitiv, und es gibt sie in verschiedenen Größen. Für dynamische Strichverläufe mit unterschiedlicher Dicke ist ein Pinselstift perfekt geeignet. Er lässt sich außerdem gut kontrollieren. Der Nachteil ist, dass Sie für verschiedene Farbtöne mehrere Brush-Pens brauchen und keine eigene Nuance mischen können.
Der Pinsel bietet dieselbe lebhafte Linienführung, die im Brushlettering so begehrt ist. Pinselspitzen gibt es in zahlreichen Ausführungen. Achten Sie darauf, dass sie nicht zu weich ist, damit Sie auch schlanke und kleine Buchstaben damit malen können. Mit einem Pinsel können Sie zu jeder beliebigen Künstlerfarbe greifen, sei es Aquarell, Gouache, Öl, Tinte, metallische oder glitzernde Farben. Spielen Sie mit der Freiheit, die Farbtöne beliebig mixen zu können.
Um besonders scharfkantige Linien zu erhalten, ist es besser, Papier mit einer feinen (fin), glatten Oberfläche zu wählen. Achten Sie auf Begriffe wie „satiniert“ oder „heißgepresst“, sie zeigen geglättetes Papier an. Raues Papier kann Pinselspitzen außerdem schnell ausfransen lassen.
Das Papier darf nicht zu dünn sein, weil die Farbe sonst durchdrückt. Die Dicke wird am Gewicht in Gramm pro Quadratmeter gemessen. Üben können Sie problemlos auf 80 g/m², für hochwertige Einladungen empfehlen sich 250 g/m². Auch Ihr Zeichenmedium bestimmt die Papierschwere. Aquarellfarben sind beispielsweise sehr nass und benötigen daher schweres Papier.
Sie merken sich:
Das Papier für Ihr Handlettering-Motiv sollte auf einer glatten, strukturlosen Oberfläche liegen, beispielsweise eine einfache Schreibtischunterlage oder eine lackierte Arbeitsfläche. Sonst kann es sein, dass die Linien ungenau werden oder die Struktur der Unterlage zu erkennen ist.
Für die praktischen Hilfslinien benötigen Sie zusätzlich:
Erinnern Sie sich noch an die Faustregel zur Strichstärke? Beim Aufstrich (Upstroke) nutzen Sie wenig Druck für eine dünne Linie, beim Abstrich (Downstroke) drücken Sie stärker auf für eine dicke Linie.
Sitzen Auf- und Abstrich in beiden Neigungswinkeln, dann kombinieren Sie sie zu einer gezackten Linie. Fangen Sie zum Beispiel mit einem Aufstrich in Form einer nach rechts geneigten, dünnen Linie an und gehen Sie dann nahtlos in einen Abstrich über, also eine nach links geneigte, dicke Linie. Versuchen Sie beide Richtungen möglichst gleichmäßig breit beziehungsweise schmal zu halten.
Im nächsten Schritt verwandeln Sie die gezackte Linie in eine weiche, gleichmäßige Wellenlinie. So üben Sie einen fließenden Übergang von einem dünnen Aufstrich zu einem dicken Abstrich. Das Vorgehen ist so ähnlich wie im Schritt davor, nur dass Sie nun anstelle gerader Striche Kurven malen und aus den spitzen, abrupten Wechseln sanfte Wellen machen. Auch mit Kreisen können Sie die Übergänge wunderbar üben.
Außer dem kreisrunden O bieten sich m, n, e, u und i wunderbar zum Üben an. Bereits aus diesen wenigen, angenehm zu schreibenden Buchstaben lassen sich Wörter basteln, mit denen Sie Ihre Übergänge perfektionieren können. Ignorieren Sie zunächst die korrekte Großschreibung:
minimum, aluminium, omi, mini, menü, neun
Hat Sie das Fieber für Handarbeitstechniken und handschriftliche Kunstwerke gepackt? Mit den folgenden Einsteigerprojekten gelingt Ihnen der Start in Ihr neues Hobby gewiss!
Übrigens: Es grassieren immer wieder sogenannte Handlettering-Challenges im Internet, vor allem auf Instagram. Falls Sie einmal nicht wissen, was Sie als nächstes „handlettern“ möchten, schauen Sie sich dort einmal um.