Ausstieg auf Zeit
Das Hamsterrad dreht sich immer schneller, der Alltagsstress jagt uns – spätestens jetzt ist es Zeit, innezuhalten, Abstand zu gewinnen und wieder Energie zu schöpfen. Eine Auszeit vom Arbeitsalltag nehmen, den Horizont erweitern, zu sich finden: Ein Sabbatjahr kann für Arbeitnehmer aus vielen Gründen reizvoll sein. Entdecken Sie mit uns Möglichkeiten in einem Sabbatical neue Wege zu gehen!
Die Suche nach Sinn, Stille und Selbsterkenntnis führt nicht nur religiöse Menschen in die Abgeschiedenheit eines Klosters. Hier, weitab vom Trubel des Alltags, finden alle Ruhesuchenden Raum und Muße, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Der gleichmäßige Rhythmus des Klosterlebens zwingt zur Gelassenheit, man ist ganz bei sich.
Die Klöster heißen in der Regel Interessierte aller Konfessionen sowie Suchende willkommen. Die Besucher können komplett in den spirituellen Tagesablauf eintauchen, mitbeten und -arbeiten, leben in schlichten Zellen. Andernorts gleicht der Aufenthalt im klösterlichen Gästehaus eher einem Entspannungsurlaub in besonderer Atmosphäre: Fitness- und Wellnessangebote, Vorträge zu Klosterleben oder Kräuterkunde, Yoga, Meditation, Schweigewochen, Heilfasten und mehr. Und die Kosten? Mehrtägige Exerzitien für Führungskräfte mit Burn-out-Symptomen haben natürlich ihren Preis. Andere Gemeinschaften aber nehmen Interessierte, die sich zur Mitarbeit bereiterklären, kostenlos für eine Zeitlang auf.
Abtei Varensell (Nordrhein-Westfalen):
Besinnungstage und mehr, auch für Familien
Kloster Andechs (Bayern):
Exerzitien für Männer in Führungsverantwortung
Kloster Arenberg (Rheinland-Pfalz):
Vielfältiges Kursangebot für Leib und Seele
Kloster Siessen (Baden-Württemberg):
Einblicke in den Franziskanerinnenorden für junge Menschen bis 35
Jeden Morgen eine geführte Meditation, eine Woche lang: Unsere Redakteurin hat es ausprobiert. Lesen Sie hier, was sie dabei erlebt hat.
Tag 1
Eine angenehme Stimme beginnt zu sprechen. Ich korrigiere ständig meinen Sitz, die Nase juckt, ich kratze sie, obwohl die Stimme sagt, man solle die Bewegungsimpulse hinterfragen. Auch wenn es mir erst einmal schwerfällt stillzusitzen, die Gedanken ständig zu Alltagsproblemen abdriften und ich Selbstgespräche führe, bin ich nach der Einheit ein wenig ruhiger und in mir angekommen.
Tag 2
Heute kann ich gar nicht abschalten, bin verspannt, geräuschempfindlich, lichtempfindlich und einfach nur müde. Ich spüre einen Druck auf der Brust und freies Atmen fällt mir schwer. Es braucht wohl noch viel Übung und Geduld zum Abschalten!
Tag 3
Ganz kurz gelingt es mir, wie vorgeschlagen die Gedanken wie Wolken vorbeiziehen zu lassen und an nichts zu denken.
Tag 4
Heute soll ich mir eine Farbe im Körper vorstellen. Etwas Wunderliches geschieht: Schon bevor die Stimme die Anweisung gibt, spüre ich die Farbe aus dem Körper austreten und dort changieren.
Tag 5
Die Stimme leitet mich an, auf die Geräusche um mich herum zu achten. Hauptsächlich höre ich Autos, den beginnenden Berufsverkehr. Plötzlich kommt eine Eingebung: Ich erinnere mich an ein Buch, in das ich hineinschauen möchte, und noch am selben Tag schreibe ich einen Text über die Stelle im Buch, die ich aufschlage. Das macht mich ein bisschen glücklich.
Tag 6
Das heutige Thema ist „Mantra“, zu Harmonium-Klängen singen die Stimme und ich mehrmals „Om“. So früh am Tag habe ich wenig Luft zum Singen. Mittendrin platzt der Herzallerliebste herein: Sein Fahrradsattel wurde geklaut, ob er meinen nehmen könne. Ganz in der Stimmung des Meditierens verzeihe ich die Störung sofort: Schließlich ist es ja rücksichtsvoll zu fragen, bevor man sich etwas nimmt.
Tag 7
Heute soll ich an eine Person denken und ihr Ruhe, Fülle, Liebe schicken. Das Abschalten fällt mir schwer, dennoch habe ich hinterher eine liebevollere Einstellung.
Tag 8
Beim heutigen Thema Selbstheilung lege ich meine Hände auf schmerzhafte Körperstellen. Ich lasse mich darauf ein, lasse los – mittendrin werde ich plötzlich durch das Klingeln einer Nachricht gestört, da ich das Video über mein Smartphone schaue. Die Widrigkeiten des Alltags! Ich versuche, es zu verdrängen, und mache weiter …
Mein kleiner Bericht muss nun abgegeben werden und ich könnte mit der morgendlichen Meditation aufhören. Doch ich möchte es nicht mehr missen!
Unsere Redakteurin hat die Meditations-Module von Petros Haffenrichter über YogaEasy getestet.
Immer mehr Menschen gönnen sich eine Auszeit: Sie pausieren für ein paar Monate oder ein Jahr im Job, um die Welt zu bereisen oder ein persönliches Projekt zu realisieren. So ein Sabbatical sollte frühzeitig mit dem Arbeitgeber abgestimmt werden. Es gibt verschiedene Modelle, bei denen man sich durch Mehrarbeit beziehungsweise geringere Bezahlung ein Zeit- oder Gehaltsguthaben erwirtschaftet, das man während seiner Freistellung dann nutzt. So bleibt das Einkommen in der Auszeit stabil und auch die Beiträge zur Sozialversicherung laufen weiter.
Der Gewinn dieses Ausstiegs auf Zeit: Endlich Muße für sich selbst, für Perspektivenwechsel, eine kreative Pause und neue Erfahrungen – und anschließend kehren Sie voller Energie und Motivation in den Alltag zurück.
Mehr Infos unter sabbatjahr.org.
Ein Sabbatjahr oder Sabbatical kann in Form einer kompletten Auszeit vom Arbeitsleben oder in Form einer Teilzeitarbeit genommen werden – meist über einen Zeitraum von drei Monaten bis zu einem Jahr. Ziel ist es, Abstand vom stressigen Alltag zu bekommen. In der Tora ist beschrieben, dass das siebte Jahr dafür genutzt wurde, um einen Acker brach liegen zu lassen, damit sich die Erde erholen kann. Viele Aussteiger gehen dafür ins Ausland, engagieren sich für ein soziales Projekt oder nutzen die Zeit, um sich neu zu orientieren.
Theoretisch kann jeder Berufstätige in Deutschland ein Sabbatjahr einlegen. Für Beamte, Angestellte des öffentlichen Dienstes sowie Lehrer gibt es spezielle Gesetze, die eine solche Auszeit regeln. Für Selbständige und Angestellte in der freien Wirtschaft gibt es in Deutschland leider keinen gesetzlichen Anspruch auf das Arbeitszeitmodell. Grundsätzlich ist ein Sabbatjahr meist nur in größeren Unternehmen möglich und auch erst dann, wenn man dort mindestens drei Jahre lang beschäftigt ist. Alternative Möglichkeiten sind eine längere unbezahlte Beurlaubung, der Weg über die Teilzeitarbeit und natürlich eine Kündigung. In jedem Fall sollte man über einen detaillierten Sabbatical-Vertrag die genauen Konditionen regeln.
Folgende Möglichkeiten für ein Sabbatjahr sind denkbar:
Sie vereinbaren, sich für einen bestimmten Zeitraum nur einen Teil des Gehalts auszahlen zu lassen. Wer sich beispielsweise über drei Jahre nur 30 Wochenstunden auszahlen lässt, obwohl er 40 Stunden arbeitet, kann im vierten Jahr aussteigen und erhält während des Sabbatjahrs ebenfalls das gekürzte Gehalt.
Bei der Freistellung erhalten Sie während der Auszeit keinen Lohn und müssen entsprechend eigenständig eine Krankenversicherung abschließen. Dauert die Auszeit nicht mehr als vier Wochen, kann der Chef einen Sonderurlaub genehmigen, während dem der Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeträge weiterzahlt.
Dann können aufgesparte Urlaubstage und Überstunden für das Sabbatical genutzt werden. Die Zahlung des Gehalts und der Sozialversicherungs-beiträge läuft dann weiter.
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