Wünschen Sie sich manchmal mehr Leichtigkeit im Leben? Dann könnte Fasten ein guter Einstieg sein. Es müssen ja nicht gleich 40 Tage oder nur noch Gemüsebrühe sein. Von Digital Detox über Intervallfasten bis zum Heilfasten nach Buchinger – wir verraten, was wir durch den freiwilligen Verzicht gewinnen.
Aus all den Möglichkeiten heutzutage wählen zu können, bringt nicht nur eine große Freiheit mit sich, sondern auch Abhängigkeit. Es kann sogar so weit gehen, dass wir krampfhaft alles Erdenkliche ausprobieren und konsumieren, aus Angst, etwas zu verpassen. Entscheiden wir uns deshalb ganz bewusst, für eine gewisse Zeit zu verzichten sowie unsere Ess- und/oder Lebensgewohnheiten zu hinterfragen, können wir einiges gewinnen. Die Beweggründe fürs Fasten sind vielfältig, die Gestaltung ebenso: Alkohol oder Social Media weglassen, keine Süßigkeiten oder gar nichts essen. Interessant ist, dass bei aller Unterschiedlichkeit viele positive Effekte ähnlich verlaufen. Freiwilliger Verzicht führt in der Regel zu spürbar mehr Leichtigkeit, weniger Stress und einem Anstieg des allgemeinen Wohlbefindens.
Im Gegensatz zu vielen anderen Varianten kann sich Intervallfasten oder intermittierendes Fasten als dauerhafte Ernährungsmethode eignen. Ziel ist nicht der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel, sondern längere Pausen zwischen den Mahlzeiten und eine insgesamt geringere Kalorienzufuhr. Dabei gibt es zahlreiche verschiedene Formen: 16:8 bedeutet zum Beispiel, 16 Stunden täglich zu fasten (inklusive Schlafzeiten) und sich in den anderen acht Stunden satt zu essen. Üblich dabei ist, Frühstück oder Abendessen wegzulassen. Bei 5:2 wird an fünf Tagen normal gegessen und an zwei Tagen maximal 500 bis 1000 kcal täglich, hauptsächlich Gemüse und Proteine.
Lebensmittel werden entweder sauer oder basisch verstoffwechselt – Ziel beim Basenfasten ist eine vorrangig basische Ernährung. Als Basenbildner gelten vor allem Gemüse, Obst, Sprossen und Kräuter. Werden zu viele Säurebildner wie Fleisch, Milchprodukte, Zucker und Getreide verzehrt, kann das in Kombination mit viel Stress und wenig Bewegung zu einer Übersäuerung im Körper führen, die uns müde, antriebslos und schwerfällig machen kann. Schon eine Woche Basenfasten mit viel Ruhe und Bewegung kann also einige positive Effekte erzielen.
Das klassische Heilfasten geht auf den Arzt Otto Buchinger zurück und wird sowohl zur Prävention als auch zur Behandlung von bestimmten Krankheitsbildern angewendet. Für ein bis zwei Wochen (oder mehr) wird auf feste Nahrung ganz verzichtet, Brühen, Tees und (Gemüse-)Säfte sind in Maßen erlaubt. Gleichzeitig sollen sich die Fastenden mit schönen Dingen wie Musik, Meditation oder Lesen bewusst Gutes tun, denn die Zeit bietet eine wunderbare Gelegenheit zur inneren Einkehr. Die Begleitung durch eine Gruppe oder einen zertifizierten Fastenarzt ist sinnvoll.
In Anlehnung an das Heilfasten werden beim Saftfasten mehrmals täglich Obst- und Gemüsesäfte getrunken, teilweise bis zu ein Liter. Hinzu kommen Wasser und ungesüßte Tees. Dafür werden Früchte und Gemüse zu Hause frisch entsaftet; es gibt aber auch zusammengestellte Kuren mit fertigen Säften. Im Idealfall bestehen die Getränke zum größten Teil aus Gemüse, um den Blutzucker nicht zu sehr in die Höhe zu treiben. Saftfasten ist vor allem bei jüngeren Menschen populär.
Richtig gelesen: Fasten muss nicht immer etwas mit Ernährung zu tun haben. Social Media, Smartphone und Streaming wurden über die Jahre zum ganz selbstverständlichen Bestandteil unseres Alltags. Dabei hinterfragen wir manchmal gar nicht mehr, was uns davon wirklich guttut oder was uns sogar schadet. Beim Digital Detox geht es darum, bewusster mit dem Medienkonsum umzugehen oder so gut es geht gänzlich darauf zu verzichten.
Grundlage des ayurvedischen Fastens sind viel Flüssigkeit und geringe Mengen an veganem Essen. Die Ernährungsempfehlungen sind angepasst an die drei verschiedenen Konstitutionstypen Vata, Pitta oder Kapha. Ziel sollen Entschlackung und Entgiftung sein. Medizinisch werden die Begriffe jedoch kritisch gesehen, da sich aus wissenschaftlicher Sicht gar keine Schlacken im Körper absetzen können. Dennoch kann die Fastenform positive Effekte auf das Wohlbefinden haben – gerade wenn man sich für eine professionelle Ayurveda-Kur mit Wellnessanwendungen entscheidet.
Fasten können wir im Grunde alles: Smartphone, Shopping, Medien, Fast Food, Zucker, Alkohol, feste Nahrung … Deshalb sollten wir uns fragen: Was in meinem Leben hätte ich gern mal anders? Wünsche ich mir mehr Leichtigkeit, Ruhe, Zeit für mich, weniger Gewicht, eine körperliche und mentale Herausforderung? Was ist mein vorrangiges Ziel? Fasten bedeutet den freiwilligen Verzicht auf Dinge, die uns stressen, die zu selbstverständlich sind, die uns schaden oder zu sehr vereinnahmen. Manchmal heißt Fasten dabei auch, lieb gewonnene Dinge loszulassen oder auf etwas zu verzichten, was einfach so gut schmeckt … Machen Sie sich bewusst, was Sie gewinnen, wenn Sie beispielsweise auf Süßigkeiten verzichten – und überlegen Sie auch, ob es einen besseren Ersatz geben kann. Egal, was Sie fasten – es erfordert einen festen Willen, Selbstdisziplin und die Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen. Entscheidend sind auch das Warum und das Wie.
Überfordern Sie sich nicht, sondern legen Sie einen überschaubaren Zeitraum fest. Wenn es dann gut läuft, können Sie verlängern oder das Experiment schon bald wiederholen. Klassisches Fasten ohne feste Nahrung wird meist über einen Zeitraum von 7 bis 14 Tagen praktiziert. Intervallfasten hingegen ist keine Kur oder Diät, sondern auf Langfristigkeit ausgelegt – deshalb ist es dabei besonders wichtig, dass es sich gut in den eigenen Alltag integrieren lässt. Je öfter wir neue Gewohnheiten anwenden, desto leichter gehen sie uns von der Hand.
Nicht den Fokus auf den Verzicht legen, sondern auf den Gewinn: Was bekomme ich, indem ich auf x verzichte? Was kann ich statt x Schöneres machen? Womit kann ich mir gezielt Gutes tun? Was wünsche ich mir und wie kann ich es am besten erreichen? Welche alten Gewohnheiten möchte ich hinter mir lassen und welche neuen möchte ich etablieren? Welche Ausnahmen erlaube ich mir? Notieren Sie Ihre Überlegungen dazu und planen Sie zur Motivation kleine Belohnungen und Highlights ein. Denn die richtigen Strategien sind wichtiger als reine Willenskraft.
Zusammen geht es leichter: Gemeinsam mit anderen und vielleicht sogar unter Anleitung macht das Fasten vielen mehr Freude als allein. Egal ob Sie den Partner zum Mitmachen animieren, Freunde zusammentrommeln, einen Kurs besuchen oder an einer Onlinekur teilnehmen: Der Austausch mit anderen und das Wir-Gefühl helfen bei Unsicherheiten und stärken in schwierigen Phasen. Integrieren Sie viel Bewegung, frische Luft und Wohltuendes in den Alltag. Achtsamkeit und Meditation sind wunderbare Begleiter. Zudem bereitet die Zeit des Verzichts den idealen Nährboden, um sich mit den eigenen Gewohnheiten und Prioritäten auseinanderzusetzen und sie eventuell neu auszurichten.
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