Hola, ciao, salut! Ein Englischquiz auf dem Handy, ein Radiosender auf Französisch oder ein Sprachtandem im Online-Chat: Das Internet bietet unzählige Hilfsmittel, um eine Fremdsprache zu erlernen. mio hat mit einer Lernspezialistin gesprochen und zeigt Ihnen, welche Online-Angebote sinnvoll sind.
Haben Sie schon mal in einer französischen Bäckerei ein „Baiser“ bestellt? Dann haben Sie im besten Fall für einen amüsierten Lacher gesorgt, indem Sie vom Mitarbeiter mindestens so etwas Unmoralisches wie einen Kuss verlangt haben – und wären dann wahrscheinlich vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Es gibt jedoch auch Beispiele, die bei Ihrem Gegenüber echte Empörung oder Ärger hervorrufen könnten.
Doch nicht nur, um Fettnäpfchen wie diese zu vermeiden, ist es ratsam, eine Fremdsprache zu erlernen. Das weiß jeder, der im Urlaub schon mal eine Unterhaltung mit einem Einheimischen in dessen Sprache geführt hat. Allein Kleinigkeiten sorgen für ein erfreutes Lächeln und demonstrieren Respekt für das Gastland. Klarer Fall: Sprachen verbinden. Aber auch im beruflichen Alltag sind Sprachkenntnisse gerne gesehen. Ob verhandlungssicheres Englisch oder Spanisch, Russisch und Chinesisch – Fremdsprachen steigern den eigenen Marktwert und das Selbstbewusstsein. Zudem haben Studien ergeben, dass sich das Lernen von Sprachen positiv auf die Gesundheit auswirkt.
Laut einer Studie bekommen Mitarbeiter mit Fremdsprachenkenntnissen häufig ein höheres Gehalt als diejenigen, die nicht über diese Fähigkeiten verfügen.
Dass viele diese Vorteile zu schätzen wissen, merkt man daran, wie das Sprachenlernen boomt. Immer mehr junge Menschen absolvieren Auslandssemester oder „Work and Travel“-Auszeiten, um ihre Sprachkenntnisse zu festigen. Sprachschulen erweitern stetig ihr Angebot und vor allem das Lernen per digitaler Möglichkeiten ist so populär wie nie zuvor. Mehrere hundert Millionen Menschen sind weltweit bei einem der vielen Anbietern von Sprachlern-Apps registriert. Kein Wunder: Denn zahlreiche Programme sind kostenlos und von überall aus nutzbar. Ob beim Zugfahren, in der Badewanne oder im Wartezimmer beim Arzt – die digitalen Helfer unterstützen beim Pauken von Vokabeln und Grammatik und bilden so wertvolle Grundlagen. In Deutschland führt Babbel die App-Charts dank zufriedener Nutzer an. Das Start-up aus Berlin zählt mehr als 20 Millionen Nutzer, zu denen auch Kanzlerin Angela Merkel gehören soll, die ihr Polnisch verbessern wollte. Hinzu kommen zig Möglichkeiten, die das Internet eröffnet: Filme und Serien können in Originalsprache mit Untertitel angesehen werden, Podcasts lassen sich in sämtlichen Fremdsprachen anhören, und wer am liebsten mit klassischen Textlektionen arbeitet, wird ebenfalls fündig.
Im Folgenden lesen Sie, welche verschiedenen Wege es gibt, in eine Sprache einzutauchen, und welche Vorteile das Büffeln von Vokabeln und Co. – auch auf Ihre Gesundheit – hat. Verena Steiner erklärt in unserem Experteninterview, ob es in Zukunft überhaupt noch klassische Sprachschulen geben wird und welche Online-Methode sie empfiehlt. Die Lernspezialistin ist übrigens ein großer Fan von Sprachtandems und verabredet sich regelmäßig mit ihrem Spanischlehrer zum Videotelefonat. Der große Vorteil am persönlichen Kontakt mit Muttersprachlern ist außerdem: Sie warnen einen sicherlich vor sprachlichen Fettnäpfchen.
Bei der Sprachlern-App Babbel können Benutzer zwischen verschiedenen Niveaus wählen und bekommen daraufhin kleine Lernhäppchen serviert. Auf diese Art prägen sich Nutzer neue Wörter ein und müssen sie wiedergeben – mal geschrieben in Lückentexten, mal ins Mikrofon gesprochen. Auch andere elektronische Sprachtrainer, wie Busuu und Duolingo eignen sich für kurzweilige Übungen, die unterwegs auf dem Smartphone funktionieren. Außerdem regen viele der Anwendungen zu Kontinuität an: Zu einer bestimmten eingegebenen Uhrzeit erinnern sie automatisch ans Pauken. Die Einstiegslektion ist jeweils kostenlos.
Sprachen gehen verloren, wenn man sie nicht anwendet. Wohin also mit den mühevoll angeeigneten Vokabel- und Grammatikkenntnissen? Im Tandem von Angesicht zu Angesicht kann man den Wortschatz trainieren und wird direkt von einem Muttersprachler korrigiert. Das klappt auch via Internet! Über interaktive Plattformen wie Livemocha können sich Sprachschüler virtuell verabreden, chatten oder telefonieren. Und schließlich auch zu Tandempartnern im echten Leben werden, wenn sie in der gleichen Stadt wohnen.
Dank der weltweiten Vernetzung ist es möglich, Podcasts und Radiosender über das Internet auch in Fremdsprachen zu hören. Audiotrainer, zum Beispiel von Langenscheidt oder Pons, lassen sich bequem aufs Handy oder den MP3-Player laden und von unterwegs aus abrufen. Wer noch herkömmliche Hör-CDs hat, kann diese als MP3-Dateien auf moderne Geräte überspielen und Wiedergabelisten erstellen, mit denen sich einzelne Lektionen beliebig oft wiederholen lassen. Für Kinder können auch Lieder eine gute Lernvariante sein. Entsprechende Videos findet man auf YouTube.
Wer am besten mit Hilfe von visuellen Hilfsmitteln lernt, sollte auf die Untertitelfunktion von Filmen und Serien bei Streamingdiensten oder im digitalen TV zurückgreifen. Je nach Verfügbarkeit kann man die Fremdsprache hören und gleichzeitig anhand der Untertitel sehen, wie die Worte geschrieben werden. Eine andere Variante ist, sich das Gehörte durch deutsche Untertitel simultan übersetzen zu lassen oder den Ton auf Deutsch zu stellen und anderssprachige Untertitel einzublenden. Dass diese Methode gut funktioniert, erkennt man an Nationalitäten, bei denen das TV-Programm nicht in die Landessprache übersetzt wird: Diesen Menschen fällt das Lernen von Fremdsprachen meistens leichter.
Gratis Sprachtrainer gibt es auch auf den Websites der Sender TV5 und BBC. Auf www.apprendre.tv5monde.com findet man Französisch-Kleinkurse auf verschiedenen Niveaus. Das Angebot www.bbc.co.uk/languages eignet sich eher für Wissbegierige, die gut Englisch sprechen und eine weitere Fremdsprache dazulernen wollen. Onlinekurse gibt es in Französisch, Spanisch, Griechisch, Chinesisch und weiteren 36 Sprachen.
Mit der E-Learning-Plattform Babbel können Sie derzeit 14 Sprachen online lernen. Die innovativen Kurse werden von Sprachwissenschaftlern und Lehrern erstellt und berücksichtigen bereits vorhandene Kenntnisse sowie individuelle Interessensbereiche. So erhält jeder Nutzer ein spezielles Programm, das auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt ist.
73% der befragten Babbel-Nutzer trauen sich zu, ein einfaches Gespräch zu führen, nachdem sie nur fünf Stunden mit der App gelernt haben. Die Lerneffektivität wurde 2016 in einer unabhängigen Universitätsstudie nachgewiesen.
Auf fluentu.com kann man Videos mit Untertiteln ansehen und wird im Anschluss über das Vokabular abgefragt. Das Programm ist 14 Tage kostenlos nutzbar.
1. SIE BLEIBEN FIT IM KOPF
Wer sich mit neuem Lernstoff, wie Vokabeln und fremder Grammatik, beschäftigt, trainiert sein Gehirn. Studien haben ergeben, dass mehrsprachige Kinder oft aufmerksamer sind als einsprachige im gleichen Alter. Zudem haben Wissenschaftler bewiesen, dass Zweisprachigkeit Alzheimer verlangsamt.
2. SIE ERHALTEN MEHR SELBSTVERTRAUEN
Lernfortschritte und Komplimente von anderen sorgen für ein gutes Gefühl und Motivation, am Ball zu bleiben. Das wirkt sich auch auf andere Lebenssituationen aus. Und keine Sorge: Niemand erwartet gleich zu Beginn perfekte Grammatik.
3. SIE HABEN MEHR SPASS AUF REISEN
Sie werden feststellen, wie offen und freundlich Menschen auf Sie reagieren, wenn Sie versuchen, ihre Muttersprache zu sprechen. Dadurch erhalten Sie nicht nur intensive Einblicke in eine Kultur, sondern haben auch die Chance, Freunde fürs Leben zu finden.
4. SIE LERNEN, BESSERE ENTSCHEIDUNGEN ZU TREFFEN
Laut einer Studie der University of Chicago hilft das Erlernen einer Fremdsprache dabei, bessere und schnellere Entscheidungen zu treffen. Demnach können Menschen rationaler handeln, wenn sie über ein Problem in einer Fremdsprache nachdenken.
5. FREMDSPRACHEN MACHEN SEXY
Eine von Babbel und der Partnerbörse eDarling durchgeführte Studie hat ergeben, dass es als besonders attraktiv empfunden wird, wenn das Gegenüber eine Fremdsprache spricht. Außerdem ist wissenschaftlich belegt, dass ein Akzent sexy macht.
Eine neue Sprache lernen kann im Prinzip jeder – schließlich haben wir unsere Muttersprache auch gelernt. Bei Erwachsenen braucht es allerdings klare Motive und die Bereitschaft, dem Vorhaben die notwendige Priorität einzuräumen. Mit einem vagen „um das Gedächtnis fit zu halten“, kommt man etwa gleich weit wie mit halbherzigen Neujahrsvorsätzen.
Totales Eintauchen in die Sprache kombiniert mit aktivem Üben ist am wirkungsvollsten. Jeder, der schon mal im Ausland bewusst die Lerngelegenheit genutzt hat, kennt diesen Effekt. Meine Nichte zum Beispiel machte nach einem Jahr Spanischunterricht ein Austauschsemester in Las Palmas und schaffte es, in dieser Zeit fließend Spanisch zu lernen, indem sie besonders viel mit ihren spanischen Mitstudenten unternahm. Auch zu Hause lässt sich dieses Eintauchen simulieren: statt Musik Podcasts ins Ohr, Nachrichten oder Filme in der Zielsprache schauen und täglich üben, üben, üben – auch wenn es bloß eine halbe Stunde ist.
Zumindest in größeren Städten gibt es mittlerweile via Internet organisierte Treffen, wo man sich wöchentlich mit Muttersprachlern zum Austausch trifft. Besonders hilfreich sind auch Sprachtandems, bei denen sich Lernende unterschiedlicher Muttersprachen austauschen, was auch via Bildschirm möglich ist. Ferien im Land mit der Zielsprache sowie Sprachaufenthalte (inklusive Unterkunft bei Einheimischen) geben zusätzlichen Schub.
Dank Apps, Podcasts und Co. lässt sich das Sprachenlernen so abwechslungsreich wie nie gestalten. Jeder Lerntyp kann etwas finden, was ihm behagt. Bei YouTube zum Beispiel lässt sich die Abspielgeschwindigkeit einstellen, was ich für Anfänger genial finde, denn so kann man durch das Nachsprechen bald auch das freie Sprechen üben. Oder wenn zu den Nachrichten in der Zielsprache gleich noch die Untertitel dazugeschaltet werden, lässt sich die Sprache auch noch geschrieben sehen. Generell finde ich eine kluge Kombination von klassischen Lernmethoden und dem Nutzen von elektronischen Medien am wirkungsvollsten.
Sprachlehrer und klassische Sprachkurse wird es immer brauchen! Zum einen, weil es viele Menschen gar nicht schaffen, eine Sprache in Eigenregie zu lernen. Zum anderen auch wegen der Sprachdiplome, die fürs berufliche Weiterkommen oft wichtig sind. Für viele ist ein Mix aus Eigeninitiative und Kurs die optimale Lösung. Doch wer die Freiheit des Lernens in Eigenregie mal entdeckt hat, wird das Sprachtandem jedem Kurs vorziehen.
Französisch war für mich immer ein rotes Tuch. Meine erste Fremdsprache in der Schule war Englisch und die wollte sich auch ganz gut in meinem Gedächtnis festsetzen. Aber bei der vermeintlich schönsten Sprache der Welt ging es bei mir über „Arthur est un perroquet!“ nicht weit hinaus. Als ich mich als Studentin während eines Paris-Urlaubs in einen Franzosen verliebte, hatte ich den Salat: Er sprach kein Englisch, ich brachte keinen Satz auf Französisch zustande. Dennoch: Ein paar Monate später machte ich mein Vorhaben wahr, nach Paris „auszuwandern“, und bezog mit ihm eine gemeinsame Wohnung. Schnell sah ich mich in der Situation wieder, einem Baumarkt-Mitarbeiter mithilfe eines Wörterbuchs (es war noch nicht die Zeit von Smartphones und mobilem Internet) erklären zu müssen, dass unser Wasserboiler tropft. Das war nicht nur zeitintensiv, sondern auch ein bisschen schmählich. Ich kaufte mir also eine Lern-CD und hörte zu Hause Lektionen statt Radio. Hinzu kam, dass sich Pariser bekanntlich sehr ungern auf eine andere als ihre Muttersprache einlassen. Mein französischer Freund inklusive. Ich musste also Französisch sprechen – genauso wie fernsehen, lesen und schreiben. Nach wenigen Wochen begann ich in einer Buchhandlung zu arbeiten und nach einigen Monaten bestand ich einen Sprachtest und konnte mich an der Uni einschreiben. Die Liebe zerbrach nach einem Jahr, ich zog wieder nach Frankfurt. Doch bis heute – 13 Jahre später – kann ich die Sprache abrufen und weiß genau: Wäre ich damals nicht durch die Umstände gezwungen worden, wäre meine Sprachfähigkeit vermutlich bei dem Satz mit dem Papagei stecken geblieben.
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