Schwimmen lernen

Darum sollten Sie sicher schwimmen lernen

Schwimmen macht jede Menge Spaß, hält den Körper fit und kann überlebenswichtig sein. Wir zeigen Ihnen, worauf es beim Schwimmenlernen ankommt und warum es sich auch im Erwachsenenalter noch lohnt, mit dem Schwimmen anzufangen.

Ob Ausflüge zum See, Urlaube am Meer oder spontane Trips ins nächstgelegene Freibad: Im Sommer zieht es uns ans Wasser. Zu Recht, denn nichts geht über eine Abkühlung an heißen Tagen. Es wundert Sie vielleicht zu hören, dass dennoch die Zahl der Nichtschwimmer steigt. Das Schulschwimmen allein reicht oft nicht aus, um Kinder zu sicheren Schwimmern auszubilden. Während in Deutschland in den 1990er-Jahren noch fast 90 Prozent der Kinder nach der Grundschule sicher schwimmen konnten, sind es heutzutage weniger als 50 Prozent. Auch jeder vierte Erwachsene kann sich nicht oder nur schlecht über Wasser halten. Die Folge sind Badeunfälle, die es zu verhindern gilt. Sicher schwimmen zu können kann nicht nur lebenswichtig sein, es bringt auch viel Vergnügen und bietet zahlreiche Freizeit- und Sportmöglichkeiten. Das Gute ist: Jeder kann schwimmen lernen! Und die beste Voraussetzung für den Erfolg ist, dass man es wirklich will!

Einfach anfangen

Man ist nie zu alt, um schwimmen zu lernen. Nur der Wille zählt. Das größte Hemmnis ist unser Kopf. Unser Überlebensinstinkt sagt uns: Geh nicht ins Wasser, das ist gefährlich. Dabei tut Bewegung im Wasser unserem Körper richtig gut. Wichtig ist, sich langsam heranzutasten: Eine spielerische Wassergewöhnung ist dabei das A und O. Sie hilft, die natürliche Angst davor abzubauen. Nicht nur Babys und Kleinkinder sollten so früh wie möglich mit dem fremden Element vertraut gemacht werden, auch für erwachsene Nichtschwimmer ist eine Wassergewöhnung wichtig. Da die motorischen Fähigkeiten ab einem Alter von etwa 30 Jahren zurückgehen, sollten erwachsene Schwimmanfänger besonders behutsam vorgehen. Keinen festen Boden unter den Füßen zu haben ist ebenso ungewohnt, wie mit dem Kopf abzutauchen, unter Wasser die Augen zu öffnen, entspannt auszuatmen oder den Druck im Gehörgang auszuhalten. Alles braucht seine Übung. Mit einer guten Freundin oder einem guten Freund an der Seite gelingt der Einstieg leichter und macht dazu mehr Spaß. Am besten fangen Sie einfach an: Gehen Sie Schritt für Schritt in maximal hüfthohes Wasser und lassen sich von der Freundin oder dem Partner flach auf dem Bauch liegend durch das Wasser ziehen, – so können Sie sich bereits an das Element gewöhnen und bekommen ein Gefühl dafür, dass das Wasser Sie trägt. Der nächste Schritt könnte sein, auch das Gesicht oder den Kopf ins Wasser zu tauchen. Jeder Anfang ist schwer, aber es lohnt sich. Also nichts wie rein in die Badehose oder den Badeanzug und hinein ins Vergnügen! Übrigens, Kinder sind in der Regel ab ungefähr vier bis fünf Jahren koordinativ so weit, dass sie das Schwimmen erlernen können. Eine klare Altersempfehlung gibt es nicht. Als Orientierung dient: Wenn ein Kind Fahrrad fahren kann, kann es auch schwimmen lernen.

Kinder beim Schwimmunterricht

Worauf es beim Schwimmenlernen ankommt

Wer schwimmen lernen will, sollte seine ersten Schwimmversuche ausschließlich in Begleitung von Erwachsenen, die sicher schwimmen können, wagen. Grundsätzlich empfiehlt sich die Teilnahme an einem Schwimmkurs. Diese gibt es deutschlandweit für Kinder und Erwachsene in jeder Alters- und Leistungsklasse. Bei allen Angeboten gilt zu beachten: Der jeweilige Kurs sollte mindestens zehn Übungsstunden mit Einheiten von je 45 Minuten umfassen, allgemeine Baderegeln sowie das richtige Verhalten in öffentlichen Gewässern vermitteln und eine Teilnehmerzahl von maximal zehn Personen nicht überschreiten. Je kleiner die Gruppe, desto besser. Besonders bei erwachsenen Schwimmanfängern kann ein individuelles Einzeltraining sinnvoll sein. Auch der angestrebte „Abschluss“ spielt eine Rolle. Das Frühschwimmerabzeichen Seepferdchen bestätigt lediglich den Einstieg in die Schwimmausbildung. Kinder und Erwachsene, die bisher nur das Seepferdchen erworben haben, müssen weiterhin intensiv beim Schwimmen beaufsichtigt werden. Erst das Erlangen der Schwimmabzeichen Bronze, Silber oder Gold bietet unabhängig vom Alter einen Nachweis für sicheres Schwimmen.

Unser Tipp: Setzen Sie sich immer wieder kleine Ziele und behalten diese vor Augen.

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Auf die Technik kommt es an

Während Kinder in der Regel zunächst das Brustschwimmen erlernen, kann für Menschen, die erst als Erwachsene mit dem Schwimmen beginnen, auch das Rückenschwimmen ein sinnvoller Einstieg sein. Beide Techniken ermöglichen es, den Kopf konstant über Wasser zu halten und frei zu atmen. Schnell und effektiv ist das Kraulen. Diese Technik ist komplexer, aber dennoch leicht zu erlernen. Da das Gesicht viel unter Wasser ist, eignet sie sich eher für Fortgeschrittene. Absolut ungeeignet für Anfänger ist das Schmetterlingsschwimmen; dies ist besonders schwierig und extrem kraftaufwendig. Übrigens: Für jeden Schwimmstil werden passende Kurse angeboten – auch online:

Erwachsenenschwimmen: www.schwimmen-und-so.de

Kinderschwimmen: www.onlineschwimmschule.de

Angst vor Wasser?

Zum Schwimmenlernen gehört nicht nur Spaß, sondern auch Mut – besonders für diejenigen, die Angst vor Wasser haben. Erster Schritt: allen Mut zusammennehmen und sich seinen Ängsten stellen. Es lohnt sich!

Für Menschen mit einer ausgeprägten Aquaphobie ist es ratsam, das Thema professionell anzugehen. Spezielle Aquaphobie-Kurse helfen, panische Angst vor Wasser zu überwinden.

Gut für Geist und Körper

Sich leicht fühlen, entspannen und einfach mal den Kopf freikriegen? Schwimmen macht all das möglich. Sobald die Hälfte des Körpers im Wasser ist, sinkt der Puls um 15 Schläge pro Minute. Nirgends fühlt man sich so schwerelos wie hier. Aber nicht nur die Schwerelosigkeit, auch die gleichmäßige Atmung beim Schwimmen entspannt. Die Sportart eignet sich deshalb besonders gut zur Stressbewältigung. Während warmes Wasser zur Entspannung beiträgt, steigt in kaltem Wasser der Energieumsatz und der Stoffwechsel kommt in Schwung. Ob warm oder kalt: Die Bewegung im Wasser führt zu physischer und mentaler Zufriedenheit. Sie tut einfach gut und vermittelt Freiheit! Studien zufolge hält regelmäßiges Schwimmen jung: Die kognitiven Fähigkeiten und Blutdruckwerte von passionierten Schwimmern sind im Durchschnitt besser als für das biologische Alter üblich. Auch auf den Cholesterinspiegel, die Herzgesundheit und das zentrale Nervensystem wirkt sich der Ganzkörpersport positiv aus. Zudem werden alle großen Muskelgruppen trainiert. Rumpf, Beine und Arme werden stärker; die Kondition wird besser. Schwimmen schont außerdem die Gelenke und ist deshalb gerade für Erwachsene zu empfehlen. Dank des natürlichen Auftriebs ist die Belastung für die Gelenke um 90 Prozent geringer als bei Sport an Land. Im Wasser müssen wir nur 20 bis 25 Prozent unseres Körpergewichts tragen, deswegen ist die Bewegung hier gerade für übergewichtige Menschen leichter und angenehmer. Auch für Schwangere gilt Schwimmen als die ideale Sportart.

Schwimmer
Info

Was bedeutet "sicher schwimmen?"

Als sicherer Schwimmer gilt nur, wer die Disziplinen des Schwimmabzeichens Bronze, den sogenannten Freischwimmer, beherrscht: 200 Meter Schwimmen in 15 Minuten, zwei Meter Tieftauchen, aus einem Meter Höhe ins Wasser springen sowie die allgemeinen Baderegeln kennen.

Interview

mit Schwimmtrainer Kevin Wedel

Warum ist es wichtig, sicher schwimmen zu können?

Beim sicheren Schwimmen geht es natürlich zunächst mal um die eigene Sicherheit. Wer keine Angst vorm Untergehen hat und sich sicher fühlt in dem, was er tut, hat nicht nur Spaß daran, sondern kann auch im Fall der Fälle anderen Hilfe leisten – beispielsweise wenn einem Kind im See plötzliche die Kraft zum Weiterschwimmen fehlt. Sicheres Schwimmen hilft also nicht nur einem selbst, sondern im Notfall auch anderen.

Welche Vorteile hat Schwimmen gegenüber anderen Sportarten?

Beim Schwimmen hat man nur eine geringe Belastung der Gelenke. Das ist der große Vorteil gegenüber Sportarten wie Joggen, Fußball oder Tennis. Deswegen wird zum Beispiel bei Knieschmerzen oder Beschwerden beim Laufen das Schwimmen häufig von Physiotherapeuten empfohlen. Außerdem benötigt man nicht besonders viel Equipment. Badehose oder -anzug hat eigentlich jeder von uns zu Hause. Eine Schwimmbrille kann auch noch sehr hilfreich sein, da man so den Kopf entspannt untertauchen kann und nicht krampfhaft versucht, ihn oben zu halten – so wird der Nacken entlastet. Und auch das Eintauchen an sich ist ein Vorteil: Im Wasser können wir gut abschalten und den Alltag hinter uns lassen.

Warum können immer weniger Kinder richtig schwimmen?

Die Gruppen im schulischen Schwimmunterricht sind häufig viel zu groß. Damit sich der Lehrer ganz auf die korrekte Ausführung bei jedem einzelnen Schüler konzentrieren und sich Zeit nehmen kann, dürften die Gruppen nicht aus mehr als acht bis zehn Schülern bestehen, wie es bei Schwimmschulen der Fall ist. Außerdem gibt es in Deutschland nicht ausreichend Schwimmschulen beziehungsweise -bäder, in denen Kinder das Schwimmen weiter trainieren könnten, um wirklich sicher zu werden.

Was gibt es beim Schwimmen in offenen Gewässern zu beachten?

Die wichtigste Regel ist: Nicht in offenen Gewässern mit Strömungen oder Sogen, wie beispielsweise im Rhein, schwimmen. Egal ob sicherer Schwimmer oder nicht, gegen den Sog kommt man nicht an. Das Gleiche gilt für Gewässer mit Schifffahrt. Und auch ganz alleine schwimmen zu gehen sollte man vermeiden. Zu zweit oder noch mehr kann man sich gegenseitig immer Hilfe leisten. Außerdem sollte jeder sich selbst realistisch einschätzen. Gerade am Badesee mit Freunden unterschätzt man häufig Distanzen und glaubt, auch als ungeübter Schwimmer die paar Meter noch schwimmen zu können. Also: Nicht selbst überschätzen, nur um zu imponieren. Sicherheit geht immer vor. Das gilt auch für Alkohol: Darauf sollte man vor dem Schwimmen auf jeden Fall verzichten.

Bildnachweis: Shutterstock: pio3, Shutterstock: Monkey Business Images ,Unsplash: Erik Dungan, Kevin Wedel

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